Informationen 参考文献
Aktuelle Konzerte von Aki Takase:
Siehe Homepage Concerts Aki Takase
Tribute to Horst Weber Pit Inn, Tôkyô
SRF Jazz Collection: „Aki Takase: US-Jazz und japanisches Echo“
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Aki Takase LIVE on Videos
"Aki Takase plays Fats Waller" (You Tube Video 2010); (Album 2011)
"Aki Takase & Gábor Gádo duo play in Pécs, Urania" ( You Tube Video 2010); Jazzfestival JAZZHID Osijek-Novi Sad-Pécs: 'Weltklasse'
"Aki Takase & Louis Sclavis 'Yokohama' " (You Tube Video 2011); JAZZDOR Strasbourg-Berlin 2010
"Aki Takase & Louis Sclavis 'Kawaraban' / 'Schöne Edelsteine' " (You Tube Video 2011); JAZZDOR Strasbourg-Berlin 2010
"Aki Takase & Toki String Quartet 'Close up Japan' " (Album 1993)
"Aki Takase 'Shima Shoka' " (Album 1993)
“‘Maria Joâo & Aki Takase (1) ‘My favorite Things/My Funny Valentine’ ” (You Tube Video 2008); Konzert Stuttgart 1989 oder 1990 ?
"Berlin Contemporary Jazz Orchester" (You Tube Video 2011); Jazz Ost-West Festival Nürnberg 1988, directed by Alexander von Schlippenbach, Piano: Aki Takase, u.a.
"Aki Takase Hyakkaryoran* "(You Tube Video 1986); Jazz Ost-West Festival in Nürnberg 1986, Aki Takase und Nobuyoshi Ino
* yakkaryôran 百花繚乱, Deutsch: „Aufblühen vieler Blumen" ist eine japanische Kampftechnik: Durch Fingerzeichen werden zahllose Blumen nachgebildet, die den Gegner verwirren.
"Aki Takase Duo - Aru Utade/Bivva Ranchoni Avi" (You Tube Video 2011), Jazz Ost-West Festival in Nürnberg 1986, Aki Takase und Nobuyoshi Ino
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"...über den Kirschblüten/weiße Wolken/über den wolken/tiefer himmel..." (Shuntarô Tanikawa*)
Das war an einem hellen Sommertag in der 'Buchkantine' in Moabit, ein Ort von hellem Licht durchflutet, mit einer hübschen Terasse, über die ein gewaltiger Baum sein Blätterwerk schützend ausbreitet, Geselligkeit, angeregtes und heiteres, vielleicht gar intellektuelles Geplauder, das farbige Glitzern eines tiefen Blaues in den schmutzig schwarzen Fluten der Spree nur wenige Meter entfernt.
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Für eine Begegnung mit der japanischen Jazzpianistin, Performance Künstlerin und Komponistin Aki Takase 高瀬アキ und ihrem Mann, einem der Doyens des europäischen Free Jazz, Alexander von Schlippenbach , ein schöner Ort: Unbeschwerte Ungezwungenheit in netter Nachbarschaft, Großzügigkeit ohne affektiertes Gehabe, dabei das gewisse Flair unbezwingbarer Schaffensfreude.
Eigentlich kommunizierten Aki und ihr Mann beim Treffen auch mit dem Komponisten John Cage (1912-1992) und dem Lyriker Shuntarô Tanikawa
谷川俊太郎 (*1931) - ohne es zu wissen. John Cage ist wenige hundert Meter entfernt zum 100. Geburtstag die kleine, aber mustergültige Ausstellung in der Akademie der Künste geweiht, deren Titel "John Cage und..." unser Zusammenkommen assoziiert und mitschwingt; Shuntarô Tanikawa liegt auf dem Nachttisch zu Hause: Vielleicht schlich sich ein deutsch-amerikanisch-japanisches Geflecht einer geistigen Wahlverwandschaft ein?
Aki und Alexander von Schlippenbach spielen 'Free Jazz':"Wild, hymnisch, spirituell, revolutionär" wie die ZEIT diese Musik tituliert. John Cage sagt, die schönste Absicht sei die keine Absicht zu haben, sich dem Zufall zu überlassen und im Schaffensprozess immer neu zu entscheiden. In einem Gespräch im Anschluß an die Berliner Premiere des Films zum Schlippenbach-Trio "Aber das Wort Hund bellt ja nicht" sagt der Pianist Schlippenbach, das Trio probe vor einem Konzert nicht und nehme gewöhnlich auch keine räumlichen Klangproben vor. Man stelle sich auf das Gegebene ein und warte auf das, was sich dann im Zusammenspiel ergebe und in der Improvisitation aufbaue.
Diese schöpferische, stets herausfordernde musikalische Leistung entfaltet sich in Akis Musik, ringt sie sich unter Einsatz ihrer ganzen physischen und psychischen Kraft mit vollem Einsatz immer wieder aufs Neue ab: Spannungsgeladene, wilde, aber nie zügellose Kreativität springt auf den Zuhörer mit Intensität über.
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Ihre eigene Person nimmt die japanische Pianistin in diesem Schaffensprozess bis zur Nichtsichtbarkeit zurück. Ein Kommentator zu einem You Tube-Video von Aki schrieb, er habe ihre Musik oft gehört, aber sie selbst zum erstenmal nach vielen Jahren auf einem Video, das eines ihrer wenigen Interviews (Video) zeige, sprechen gehört: Akis Persönlichkeit ist ihre Musik, abgeschieden vom äusseren Auftreten ihrer Person.
Die Musikerin agiert aber keineswegs isoliert: Sie musiziert und experimentiert mit dem Klang der Töne, zuweilen auch mit nicht-musikalischen Geräuschen, um ihre Umwelt zu erfassen, vielleicht um auf sie einzuwirken, in jedem Fall aber, um von ihrer Umwelt eine Rückmeldung, ein Echo, zu erhalten - wie der oben erwähnte japanische Literat Tanikawa dies in seinen Gedichten mit allen Mitteln des Wortes und des Wortgebrauches tut.
Dieses Echo kommt nicht nur von den Zuhörern sondern ebenso wichtig von gleichgesinnten Künstlern. Wenn ihre individuellen Anstrengungen auch das vollkommene Einbringen der jeweils eigenen Persönlichkeit erfordern, öffnen sich die Beiden daher immer wieder auch dem Zusammenspiel mit anderen Künstlern, mit Musikern, Tänzern oder Literaten.
So ist der Dichter Shuntarô Tanikawa etwa einer der prominenten Beförderer der japanischen "Kettendichtung" ( Renshi ), dies auch im deutsch-japanischen Zusammenspiel. Dieser Kontext ist Länder und Kulturen übergreifend auch bei der Musikerin Aki Takase. Sie spielt gemeinsam mit Deutschen, Amerikanern, Mexikanern und Anderen aus vielen unterschiedlichen Nationen.
Doch nicht nur diese Grenzziehungen überwindet sie: Wie Cage überschreitet Aki verschiedene Kunstgenres: Nicht selten bringt sie ihre Musik in Verbindung zu Tanz, so mit der grandiosen Yui Kawaguchi (Video) , oder in solche zur Literatur mit der Schriftstellerin Yôko Tawada 多和田葉子 (*1960) (Hörbuch) und anderen Künstlern (Hörbuch "Ich hebe meine Augen in die Welt").
Die Pianistin Aki Takase hat in ihrer Jugend in Japan eine klassische Musikaus-bildung durchlaufen. Hier hat sie ihre meisterhaft musikalisch handwerkliche Virtuosität erlangt, die ihre Audienz in Erstaunen setzt. Doch hat sie sich, vermutlich nicht ohne Schmerzen, Blessuren und Enttäuschungen mit ungebrochener Energie und Kampfgeist aus diesem - in Japan besonders strikten - konventionellen Traditionen befreit.
Jazz ist nicht denkbar ohne die emanzipatorische Bedingtheit seiner Entstehungsgeschichte. Akis professioneller und vielleicht auch persönlicher emanzipatorischer Befreiungsweg führte aus Japan heraus über Amerika nach Europa und - mit Hilfe des grossen Förderers des japanischen Jazz in Deutschland, Horst Webers - besonders nach Deutschland, wo sie seit weit über 20 Jahren lebt und arbeitet. Die japanische Künstlerin Aki Takase in Deutschland verkörpert derart den Brückenschlag zwischen Deutschland und Japan und den gemeinsamen Aufbruch in die große internationale Welt wie kaum eine andere Persönlichkeit.
In ihrer Musik finden sich immer wieder Hinweise auf ihr japanisches Heimatland, aber zum Glück findet man bei ihr niemals japanische Preziosen eines Kulturkitsches. Akis Musik ist gekennzeichnet durch weltläufig kosmopolitische Offenheit. Sie schlägt musikalische Kommunikationswege nicht nur zwischen ihren beiden Ländern und deren so verschiedenen Kulturkreisen sondern gleichzeitig auch über alle national-lokalen Barrieren hinweg ohne in einem unverbindlichen Multikulti zu versinken.
Daher betreten ihre Zuhörer mit ihr keine intellektuell und emotional einfach nachzufolgenden Pfade:
Höchste Aufmerksamkeit, Mut zum Verlassen der altgewohnten Gewohnheiten des Hörens und Assoziierens, Bereitschaft zum Empfinden völlig ungehörter Wahrnehmungen sind vom Zuhörer gefordert und verlangen ihm viel ab.
Aber diese wunderbare Künstlerin bringt große Belohnung für diese Anstrengung für Gemüt, Seele und Verstand: Was Tanikawa für den großen japanischen Komponisten Tôru Takemitsu 武満徹 (1930-1996) dichtete, das gilt auch Aki: "...In einer Ecke des großen weissen Schweigens/begann es von Tönen zu kribbeln/wie von Sternenhaufen weit in der Ferne". (Anonym 3, S.47 *)
Auch heute noch lässt sie eingefahrene Denkmuster und Konventionen zerfliessen, aufweichen, führt uns zurück in die "Gegend, wo man die Wellen des blauen Himmels rauschen hört", in der uns "etwas Unersetzliches abhanden" kam, das wir bei ihr neu entdecken (Trauer, S.9 *).
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* Eduard Klopfenstein: "Tanikawa Shuntarô. Picknick auf der Erdkugel. Gedichte. Ausgewählt, aus dem Japanischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Eduard Klopfenstein". Insel Verlag: Frankfurt am Main, 1990