Japan und Horst Janssen
DJG Nordwest zu Oldenburg im Horst-Janssen-Museum
29. November 2013
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You Tube ビデオ 「ドイツの画家ホルスト・ヤンセン」
「日本でのホルスト・ヤンセン」
日本語文献
Jahrhundertgenie der Linie aus Norddeutschland, verrückt auf Zeichnen 北ドイツの画狂人
Als sich Japan vor ca. 150 Jahren nach langer Zeit der Abschliessung von der Aussenwelt wieder öffnete, waren das westliche Interesse an diesem Land und sein Einfluß vor allem auf die westlichen Künste sprunghaft angestiegen. Die Ergebnisse sind bestens untersucht.
Die Öffnungspolitik Japans führte zu rasanter Übernahme westlicher Technologie und Kultur aus allen Gesellschaftsbereichen der westlichen Großmächte. Deutschsprachige Regionen waren an diesem Wissens-Transfer nach Japan erheblich beteiligt. Auch hierzu gibt es in und außerhalb Japans umfangreiche Literatur.
Schon nach wenigen Jahrzehnten flachte mit erfolgreicher Modernisierung Japans das Interesse an beiden Bewegungen allerdings merklich ab.
Seit der Etablierung Japans als eine der größten Volkswirtschaften der Welt ab den 1950er Jahren hat neben dem stetig wachsenden Austausch aller Wissens- und Kunstbereiche einer sich globalisierenden Welt nunmehr umgekehrt als in den vorangegangenen 100 Jahren verstärkt ein Export technologischer und geistiger Konzepte aus Japan heraus in die Welt eingesetzt, auch in die deutschsprachige Sphäre. In den letzten Jahrzehnten setzte sich dieser japanische Einfluß im Ausland zudem in den Bereichen der weltweiten Populärkultur in bisher unbekannten Ausmasse fort.
Bei Begegnungen auf öffentlicher und privater Ebene zwischen Japan und den deutschsprachigen Ländern ist aber häufig eine erstaunliche Verengung dieses historischen Prozesses der gegenseitigen Beeinflussung auf die Rolle der westlichen Akteure auszumachen. Der Beitrag der handelnden Japaner ist meist ausgeblendet. Das führt so weit, dass manchmal die Frage gestellt wird, was Japan eigentlich der Weltkultur gegeben habe?
Eine exemplarische Antwort für unsere Zeit lässt sich mit Verweis auf Werk des bedeutenden, norddeutschen Künstlers Horst Janssen geben.
Dieser hat - ähnlich wie seine von der japanischen Kunst tief beeinflußten Kollegen des 19. Jahrhunderts - trotz des in unserer Zeit dramatisch geänderten Umfeldes hin zum schnellen und bequemen Reisen zwischen den Kontinenten Japan nicht selbst bereist und erlebt. Anregungen zu diesem Land, natürlich vor allem zu seiner Kunst, erhielt er vielmehr von seinem Freund, dem Sammler, Kunsthistoriker und Privatgelehrten Gerhard Schack (1929-2007). Bei ihm konnte Janssen originale Farbholzdrucke, Surimono, Rollbilder, Tuschzeichnungen und anderes aus dem japanischen Inselreich ebenso wie Reproduktionen in dessen Kunstbüchern kennenlernen und bewundern.
Zu verweisen ist hier im Einzelnen zu dem Ergebnis dieser Begegnung Horst Janssens mit dem fernöstlichen Japan auf seine zahlreichen entsprechenden Kunstwerke und deren publizistische Veröffentlichungen seit den 1970ger Jahren im Westen und in Japan .
Die japanischen Studien Janssens berührten sich schon mit von einem, von ihm bevorzugten Grundthema: "Es ist das Pathos der Vergänglichkeit, das jedes dieser Blätter beherrscht, die Trauer um die in aller vermeintlichen Pracht schon verlorene Schönheit", schreibt Joachim Fest. Wer wäre nicht an die Vergänglichkeit aller Dinge erinnert, die Japans ganze Kulturgeschichte geprägt hat.
Häufig fertigte Janssen sogenannte "Kopien" von Holzschnitten oder Zeichnungen berühmter japanischer Künstler wie Hokusai, Utamaro, Kyosai und vieler anderen an. Doch verarbeitete er diese und setzte sie in seine künstlerische Sprache um. Es sind "weniger Kopien, die Janssen fertigt, als mehr oder weniger freie Gestaltungen in Zwiesprache mit den japanischen Meistern". Er übernimmt "den formalen Aufbau einer Zeichnung um seine ganz privaten Assoziationen zu illustrieren", konstatiert ein Museums-Text.
Um sich mit der Kunst dieser japanischen und anderer, europäischer Künstler zu identifizieren, setzt Janssen sein eigenes Porträt nicht selten in die Kopien ein: "Da ist Janssen als 'Glückssack' zu sehen, zufrieden und mit prall gefülltem Bauch lächelt er dem Betrachter bequem in die Kissen gesunken entgegen. Das Original stellt hingegen Hotei dar, einen Mönch, der sich einst besonders um die Bedürftigen gekümmert hat und dann zu einem der sieben Glücksgötter im japanischen sowie chinesischen Buddhismus aufgestiegen ist", so schreibt in einer Kritik Matthias Schultz.
Seinen kreativen Umgang mit japanischen Vorlagen beschreibt Horst Janssen in seinem Buch "Hokusais Spaziergang" so: "Freund Schack brachte eines Tages ein paar Ausdrucke von einer Hokusai-Reproduktion mit: ein perlenbewachender Drachen im Wasser. Nach und nach überzeichnete ich ihm diese kleinen Bildchen. Einmal machte ich aus dem Drachen ein Porträt, mal eine Landschaft, mal zwei diskutierende Figuren und so weiter. Im Oktober radierte ich dann nach der Vorlage eine reine Kopie...In der Hauptsache war ich zu der Zeit am Landschaftern und so sah ich natürlich bald in der hübschen Drachenkopie eine Landschaft mit Wasserfall. Aus diesem Vexierbild habe ich dann die Landschaftsradierung gemacht...'Hokusais Spaziergang'...Ich hab wütend draufgedröst, bis ich mich selbst drin sah und hab sie weitergeätzt und gekratzt zum 'Selbst Hokusai' ".
Nicht nur künstlerisch ist der in Norddeutschland lokal verwurzelte Künstler Janssen ein genialer Gestalter disparater Kulturkreise mit starken Japanbezügen. Denn auch handwerklich ist Horst Janssen ein perfektionistischer Künstler wie er in Japan in allen Berufsgruppen anzutreffen ist: "Von den alten Meistern hatte er aber nicht nur technische Fertigkeiten übernommen, sondern auch das künstlerische Ethos, das keine Flüchtigkeiten gestattete. Er habe sich, heißt es einmal,...niemals halbe Sachen erlaubt oder gar seine Maßstäbe heruntergeschraubt. Eine Nachlässigkeit irgendwo am Rande einer Zeichnung, versicherte er, 'die ich mir leisten könnte, weil ohnehin kein Mensch sie wahrnimmt - das wäre schon der Abschied vom Weg zum Himmel.' " (Joachim Fest).
Kongenial unterstützt wurde er durch seinen Drucker Hartmut Frielinghaus.
Bis hin in Horst Janssens Lebensweise griff die Wirkung des japanischen Inselreiches. Einen Gleichgesinnten erkannte er in dem großen japanischen Meister Katsushika Hokusai (1760–1849). Dieser hatte sich selbst im hohen Alter unter Hinweis auf seine nicht ruhende, geradezu exzessive Schaffenskraft den Namen "Manisch schaffender Künstler" 画狂人 zugelegt, wobei auch seine exzentrische Lebensweise beinhaltet sein dürfte.
Der deutsche Künstler Horst Janssen teilt seine Verbundenheit mit Japan mit seinem literarischen Künstlerkollegen Durs Grünbein, der allerdings im Gegensatz zu ihm in seiner Lebenspraxis kosmopolitischer orientiert ist, Japan selbst bereist und intensiv erlebt hat. Beiden ist jedoch die Übernahme japanischer Kulturelemente in ihr Werk und die Integration solcher Facetten in ihr eigenes Schaffen gemeinsam - die konstruktive Verwertung anderer Kulturgüter und damit Integration in eine Weltkultur, die nach Vorne gerichtet ist, niemals in imitierender Fixierung des Altherkömmlichen erstarrt.
Wenn Horst Janssen schon nicht persönlich nach Japan gelangte, so doch seine Werke durch Vermittlung des japanischen Papierherstellers Naoaki Sakamoto: Erstmals wurden sie 1982 in dem Isetan-Museum in Tokyo und dem Museum of Modern Arts Kamakura der japanischen Öffentlichkeit vorgestellt.
Es folgten Ausstellungen im Machida City Museum of Grafic Arts in Tokyo 1988 und eine Austellungsreise durch Japan 1991 mit Stationen in der Odakyu Grand Gallery, Tokyo; dem Tsukuba Museum of Art in der Präfektur Ibaraki; dem Fukushima Prefectural Museum of Art in Fukushima; der Tsukashin Hall in Hyôgo. Im Jahr 2005 wurde die Ausstellung "Horst Janssen- A look up to Hokusai" im "Deutschland Jahr in Japan" im Hachioji Museum for Arts 八王子市夢美術館 eröffnet.
Dem Gesamtwerk dieses bedeutenden Zeichners, Radierers, Lithographen, Illustrators, Plakatkünstlers und Schriftstellers im 20.Jahrhundert fand in seiner Geburtsstadt Oldenburg - obwohl er den Großteil seines Lebens in Hamburg verbrachte - seit 2002 im Horst-Janssen-Museum Oldenburg eine lichtvolle Heimstatt.
In diesem Museum wurde Ende 2007 bis Anfang 2008 die Ausstellung "Horst Janssen. In japanischer Manier" gezeigt.