Jacob, Heinrich Eduard, Dr.phil. ジャコップ・ヘインリチ・エヅアルド (1889-1967), Schriftsteller, Journalist 作家、ジュアナリスト

Jacqueline und die Japaner


Quelle
Foto links

Heinrich Eduard Jacob (Pseudonyme: Henry E. Jacob, Eric Jens Petersen) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bekannter Schriftsteller und Journalist des "Berliner Tageblatt" (digitale Ausgabe 1921-1928) und zahlreicher anderer Blätter und Zeitschriften. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten brachte die Bedeutung und den Einfluß auf das literarische und politische Geschehen dieses Deutschen mit jüdischen Wurzeln zu einem Ende. Mit Ausnahme eines zeitweiligen Comeback in der ersten Zeit nach dem 2. Weltkrieg als Schriftsteller sowie in Medien von Zeitschriften bis hin zum Radio war er jedoch kurz darauf wieder nahezu vergessen gewesen. Seit einigen Jahren findet er wieder die verdiente Aufmerksamkeit.

So sind ihm verschiedene Internetseiten in Deutsch (1) (2)  (3) gewidmet. Anja Clarenbach hat im Jahr 2003 ihre ausführliche Dissertation zu dem Schriftsteller und Journalisten Heinrich Eduard Jacob vorgelegt.

Heinrich Eduard Jacob ist in Berlin auf dem jüdischen Friedhof Heerstrasse mit seiner Ehefrau begraben.



Wenn man den jüdischen Friedhof an der Heerstrasse in Berlin betritt, geht man zunächst geradeaus auf das Grabmal zu, das für die in Konzentrationslagern durch die Nationalsozialisten ermordeten Juden errichtet wurde. Vor dem Monument des Hauptgrabes ist Asche der ermordeten Opfer des KZ Auschwitz beerdigt. Im Kreis um das Grab sind Gedenksteine der Hinterbliebenen an ihre vernichteten Verwandten gereiht. Sie alle wurden ihres Lebens ohne jede Schuld beraubt. Sie wurden unter dem fürchterlichen, rational geplanten und industriell exekutierten Kriterium, dass sie jüdisch waren, ausgewählt und hingerichtet.

Das Grab von Heinrich Jacob befindet sich vor einer Mauer, an der die Urnen bestattet sind. Ließt man über ihn und ließt seine eigenen Schriften, wird man denken, sicher war dieser Mann blitzgescheit, ehrgeizig, des Wortes mächtig, und durch seine ausgeprägte Intelligenz in der Masse vielleicht unbeliebt. Sie brauchte nur angetippt zu werden in ihrer eigenen Not und dumpfen Verzagtheit jener Zeit, um die Schuld für ihre eigene Misere bei so einer von Gott mit großer Begabung gesegneten Persönlichkeit wie ihm zu suchen. Er war lebenslustig, erfolgreich und charismatisch inmitten wachsender Trostlosigkeit. Zum Glück hat er überlebt. Er muss nicht unter den namenlosen Unglücklichen in dem Aschetopf am Eingang dieses Friedhofes erahnt werden. Ich freue mich mit Dir, dass Du so friedvoll auf so einem wunderbar romantischen Waldfriedhof ruhen darfst!



Informationen & Quellen 参考文献


















































Mit Japan hatte der kosmopolitische Heinrich Eduard Jacob nur eine kurze, aber bis heute andauernde literarische Begegnung. Manifestation ist sein - wie er im Untertitel einfügte - 'kleiner Japan-Roman' "Jacqueline und die Japaner". Die in Japan lebende, deutsche Hochschullehrerin Christel Kojima-Ruh hat 2003 einen Aufsatz zu diesem Werk publiziert.

Das Buch war 1928 in Deutschland erschienen. Die letzte deutsche Neuauflage stammt aus dem Jahr 1989. Es wurde nach seinem Erscheinen neben Ausgaben auf Englisch (1930), Italienisch (1930), Französisch (1933), Holländisch (1955) im Jahr 1935 durch die Goethe-Gesellschaft in Japan 日本ゲーテ協会 auch in einer japanischen Übersetzung 「ジャクリーンと日本人」 相良守峯, 岩波書店 herausgegeben. Dieser Roman wurde das Auflagen stärkste Werk von Jacob.

1935 wurde Heinrich Eduard Jacob von der Kaiserlichen Universität Tôkyô geehrt, angeblich auf Grund obigen Romans.

Obwohl Heinrich Eduard Jacob ein ungewöhnlich fleißiger und produktiver Autor war, ist uns kein weiterer Bezug zu Japan in seinem Gesamtwerk bekannt geworden. Der Brückenschlag des Buches nach Japan beruhte wohl auf seiner schriftstellerischen Qualität. Stefan Zweig (1881 - 1942), der sich selbst literarisch mit Japan beschäftigt hatte, hatte dieses kleine Werk von Heinrich Eduard Jacob als "eine der bezaubernsten Novellen deutscher Sprache" gelobt (Clarenbach, Seite1).

Die positive, ja geradezu euphorische Rezeption des Japan-Romans in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften mag auch daran gelegen haben, dass hier die Zeit der katastrophalen Inflation und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschlands Anfang der 1920ger Jahre und des damit verbundenen Niederganges der gesellschaftlichen Verhältnisse nun mehr als konstruktive Ausgangssituation für bessere Zeiten neu interpretiert wurde. Der in dem Roman gewiesene Fluchtweg lag in einer Synthese deutscher klassischer Kultur mit japanischer Zivilisation. Mit literarischen Mitteln erzeugte der Autor dazu eine "musizierende Leichtigkeit des Geistes", durch die "alles Schwere und Schwierige jener Jahre" überwunden wurde (Clarenbach, s. 46).

Ein größerer persönlicher Japan-Bezug des deutschen Autors Heinrich Eduard Jacob - er nahm im Exil die amerikanische Staatsbürgerschaft an - ist nicht zu eruieren. Man könnte allenfalls phantasieren, dass ihm sein Kollege bei dem "Berliner Tageblatt", Theodor Sternberg, der viele Jahre für das Blatt aus Japan berichtete, vielleicht als eine japanische Quelle zur Verfügung gestanden hatte. Querverbindungen mag es auch zu einem Jacob nicht unähnlichen Schriftsteller, Arthur Landsberger (1976 - 1933) , gegeben haben, der seine Japan-Reise 1925 ("Lachendes Asien") literarisch verarbeitet hatte.

Doch wurde dem deutschen Autor von "Jacqueline und die Japaner" ein erstaunliches Einfühlungsvermögen in Japans Kultur bescheinigt. Selbst Thomas Mann hatte den Roman überschwänglich als ein Werk "reizender Mischung aus deutscher Bohème und asiatischer Seelenkultur, geistreich einfach vorgetragen" gelobt (Clarenbach, S.48). In der erwähnten Doktorarbeit von Clarenbach wird in diesem Zusammenhang ein weiterer Kritiker seines Buches zitiert: Der Leser könnte verleitet sein zu glauben, hinter dem Autor Jacob verberge sich ein feiner und kluger japanischer Dichter, der zu einer hochpolitischen Mission ausgesandt worden sei, Deutschland auf einem unblutigen Weg zu erobern. Allerdings schränkt er ein, dass man den deutschen Dichter in der Realität kaum mit dem 'schlitzäugigen Herrn' auf dem Buchcover des Romans verwechseln könne, wenn man ihn mit seiner durchaus 'unjapanischen Erscheinung von Angesicht zu Angesicht' kennengelernt habe.

Der unterhaltsame Roman handelt von der Begegnung der deutschen Protagonisten mit Japanern in Deutschland, in Berlin, auch mit japanischen Studenten in und aus Heidelberg.

Beim Lesen dieses schönen Buches fällt der Blick in der Gegenwart Japans, die vom großen Erdbeben und dem atomaren Gau bestimmt ist, vor allem auf die Beschreibung eines Erdbebens. Jacob hatte ohne Zweifel bei seiner fiktionalen Schilderung Ende der 1920er Jahre das Große Erdbeben von 1923 im Kanto-Gebiet im Blickfeld. Was daher die Verheerungen in Tôkyô und anderen Großstädten Japans angeht, so sind diese in der Gegenwart nicht eingetreten. Doch hat er Vieles antizipiert, was allen Lesern bis heute noch bildlich vor Augen steht:

Es raste „die Springflut, hob die Kiele der Schiffe auf und schmetterte sie auf Tempeldächer….Jetzt stürzte die Zivilisation sich auf die unseligen Kinder Nippons …tausende ersäufte das Meer, das rasend in die Vorstädte brach….mitten im Land sprang das Wasser auf – und die amerikanische Flotte, die zu Hilfe eilte, traf zehn Kilometer vom Festland eine Armee von ertrunkenem Vieh.“ (S.168ff)

Ein Murren des deutschen Hauptprotagonisten über die Unwilligkeit seines japanischen Bekannten seine spontan und hoch emotional engagiert angebotene Hilfe nicht zu akzeptieren, assoziiert die heutige Erfahrungen: „Wir boten ihm an als unser Gast nach Berlin zurückzukehren. Wir warteten betäubt auf Antwort. Aber es kamen nur Zeitungen.“ (S.171)

Auch in der Gegenwart zeigt sich angesichts der Ruhe, äusserlichen Gelassen- heit und Disziplin der japanischen Bevölkerung in den von der Katastrophe betroffenen Gebieten ausserhalb Japans tief beeindrucktes Staunen. Zu dieser Fazette gibt dieser Roman  bemerkenswerte Erklärungen der unterschiedlichen Leidensbewältigung in Japan und im Westen:

Jacob kennzeichnet die japanische Haltung in einem poetischen Metapher zur Schicksalsergebenheit eines japanischen Fischers vor dem Hintergrund der seit Jahrtausende durch Japaner erfahrenen Erdbebengefahr:

Was für ein Fisch schlägt immerwährend
An die Wände meines Bootes?
Ach! Er wird es schon müde werden!“

...Noch immer wie vor Jahrtausenden schlug der unterirdische Meerfisch an die Planken des Erdteils Japan.
“  (S.131 und S.167)

Den Unterschied der japanischen zur deutschen Haltung charakterisiert der Schriftsteller so:

Leid dürfe den Menschen nicht verändern. Leid dürfe den Menschen nicht unedel machen. Schmerzen und Leiden seien im Weltlauf vorgesehen und unentrinnbar. In Deutschland aber wirke das Leid nicht wie ein natürlicher Gabenfluß, nicht als Äußerung des kosmischen Lebens, sondern wie eine Betriebsstörung. Hier mache das Leiden wütend, nicht traurig.“ (S.39) Und weiter: „….Als ob eine Bubenhand einen Stein in unser Automobil steckte. Man hasst den Stein und die Hand des Täters. Man leidet nicht etwa mit dem Schicksal: - man fühlt sich stattdessen vom Schicksal beleidigt!“ (S.151)

In Japan dagegen sei Leiden als Teil der Natur allgegenwärtig, immer vorhanden: „Auch wenn man Leiden nicht spürt, ist es da…Der deutsche, der europäische Irrtum war: dass Leiden erniedrige. Es war eher eine Erhebung, ins Innere des Kosmos hinein: durch jedes Leiden hindurch, ja, durch das Brennen eines Finger, konnte man den Leidensstrom aller Weltalter brausen hören.“ (S.152f)




Fotos von Yokohama, 2 Jahre nach dem großen Erdbeben im Jahr 1923, aus: Artur Landsberger: Lachendes Asien" 1925 (zum Vergrößern bitte anklicken)




Das Erdbeben von 1923 im Berliner Tageblatt

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