Kontakte nach Japan im 19. Jahrhundert
Japan war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein beinahe hermetisch nach außen abgeschlossenes Land. Die Politik des Sakoku (鎖国) ließ nur in Nagasaki mit der künstlichen Insel Dejima ein Tor zur Welt zu. Rangaku (蘭学), die "holländischen Studien", die nichtzuletzt durch den Einfluß Caspar Schambergers, Engelbert Kaempfers, Philipp Franz v. Siebolds und Otto Mohnikes vermittelt worden waren, hatten aber begonnen, die traditionelle Weltanschauung aufzuweichen.
Noch vor der Ankunft der "schwarzen Schiffe" des amerikanischen Commodore Perry am 8.7.1853 in Uraga (Bucht von Edo) hatte ein Vierteljahrhundert früher die (geistige) "Modernisierung Japans" in der Privatschule v. Siebolds in Narutaki begonnen, wurden die Grenzen bisheriger Muster in Wissenschaft und Kunst durchbrochen (vgl. Nakanishi 1966:114; Iwasaki 1966:108; Wieninger 1997:9).
Der erste Deutsche in Ryûkyû/Okinawa war der Missionar und Abenteurer Karl Friedrich August Gützlaff, der 1832 auf einem britischen Schiff anlandete (vgl. Weber 2007:132).
Die Hamburger Brigg Rose, gezwungen durch einen Taifun, lief am 16.8.1851 in Naahwa (jap. 那覇市, Naha), Hafen der Hauptstadt des Königreichs Ruuchuu-kuku (琉球國), ein. Bereedert von der seit 1832 in Batavia ansässigen Hamburger Firma T. E. & C. Vidal, war der mit Reis beladene Segler auf dem Weg nach Kalifornien, wo infolge des Goldrausches und starken Bevölkerungszuwachses ein hoher Bedarf an Lebensmitteleinfuhren bestand (ibid., S.139, 147). Das Fürstentum Satsuma (薩摩国) in Kyûshû, das seit 1609 die Lehnsherrschaft über Ryûkyû ausübte, ließ die Rose während der Reparaturen genau untersuchen. Das hier zum Ausdruck gebrachte Interesse an westlicher Technologie sollte "in den folgenden Jahren eine Schlüsselrolle beim Umsturz in Japan vom Tokugawa-Shogunat hin zur kaiserlichen Meiji-Regierung spielen" (ibid., S.133). Erst 22 Jahre später sollte mit der Rettung der Besatzung des gestrandeten deutschen Schoners R.J. Robertson (vgl. Hernsheim 1873) durch die Bewohner von Taipinshan (大平山) bzw. Miyako-jima (宮古島) das von Japan 1872 de facto annektierte Okinawa in den Blickpunkt des erwachenden deutschen kolonialen Interesses rücken (vgl. Weber 2007:148). Kaiser Wilhelm I. dankte 1876 den tapferen Bewohner von Miyako mit der Errichtung einer Gedenkstele. Hieraus entwickelte sich eine besondere Beziehung Miyakos zu Deutschland, das in dem "Deutschen Kulturdorf Ueno" (うえのドイツ文化村, Ueno doitsu bunkamura) u.a. mit dem orginalgetreuen Nachbau der mittelrheinischen Marksburg mündete.
Mit dem am 31. März 1854 zwischen dem Shōgun und Matthew Perry geschlossenen Vertrag von Kanagawa wurden zwei japanische Häfen für amerikanische Schiffe geöffnet. Ähnliche Verträge mit Briten und Russen folgten 1854 und 1855. In diesem Jahr gelangte der auf der unter US-Flagge segelnden deutschen Brigg Greta fahrende Supercargo, Franz August Lühdorf, nach Shimoda, wo er sich acht Monate lang aufhielt, um Handel zu treiben, aber - bei passender Gelegenheit - auch japanische "Götzen" aus einer Grotte zu stehlen (vgl. Lühdorf 1857:96). Am 11.8.1855 richteten er und der Kapitän der Greta (G.Thanlow) über den "Gouverneur von Simoda" ein Schreiben (mit Datum vom 4.7.1855) an die Tokugawa-Regierung (Bakufu, 徳川幕府), in dem er die handelspolitische Gleichstellung der "deutschen Nation" mit Amerikanern, Briten und Russen forderte (ibid., S.133), was das Bakufu jedoch ablehnte (vgl. Meissner 1961:10).
Nach Verhandlungen mit dem Bakufu vermochten die USA 1858 die Kanagawa-Regelungen im Ansei-Vertrag (日米修好通商条約) von Ryōsen-ji (了仙寺) um weitere Rechts- und Handelsprivilegien zu erweitern. Dies bewog Louis Kniffler nach Dejima zu reisen, wo er am 1.7.1859 das Handelshaus L.Kniffler & Co. gründete. Später firmierte sie unter C. Illies & Co., nachdem sie Carl Illies 1880 übernommen hatte. Kniffler war wiederholt bei der preußischen Regierung vorstellig geworden, damit diese einen Konsular- und Handelsvertrag mit Japan nach dem Vorbild anderer europäischer Länder abschlösse.
Unter dem öffentlichen Druck der deutschen Handelshäuser in Ostasien, aber auch rheinisch-westfälischer Industrieller (vgl. Kerst 1961:19), wurde schließlich 1859 die preußische Ostasien-Expedition mit dem Klipperfregattschiff Elbe, der Gedeckten Korvette Arcona, der Fregatte Thetis und dem Schoner Frauenlob unter der Leitung des Grafen Friedrich zu Eulenburg entsandt, die aber wegen des 2. Opiumkrieges China anzulaufen vermeiden mußte und deswegen zuerst Japan ansteuerte. Zu den mitreisenden Wissenschaftlern gehörte der Forschungsreisende, Geograph und Paläontologe Ferdinand v. Richthofen, dessen Arbeitsschwerpunkt jedoch in China lag.
Noch bevor das Geschwader Yokohama erreichte, sank die Frauenlob am 2.9.1860, nach einem vergeblichen Rettungsversuch durch die Arcona, in einem Taifun. Es gab keine Überlebende. Eulenburg verhandelte fünf Monate lang mit dem Bakufu, ohne ein Ergebnis zu erzielen, als der den Preußen überlassene Mitarbeiter des amerikanischen Konsul und Übersetzer Hendrick Conrad Joannes Heusken von antiwestlichen Ronin des Satsuma-Klans am 14.1.1861 auf der Straße tödlich verwundet wurde. Infolge des Gesichtsverlusts unterschrieb die japanische Regierung zehn Tage später, am Geburtstag Friederich d. Gr., den Vertrag mit Preußen, das vergeblich versucht hatte - um sich als Schutzmacht gegenüber Österreich zu profilieren - den Vertrag für alle im Deutschen Bund konföderierten deutschen Staaten einschließlich Luxemburgs mit Ausnahme Österreichs, Lichtensteins und Holsteins abzuschließen.
Der preußisch-japanische Vertrag fiel in eine Zeit des innenpolitischen Aufruhrs in Japan. Kurz nach den Ansei-Säuberungen (安政の大獄) und der Ermordung des Tairo (大老) bzw. Regenten Ii Naosukes (井伊直弼), des wichtigsten Vertreters einer Öffnung zum Ausland innerhalb der Tokugawa-Regierung in den Jahren zwischen 1858 und 1860, war das Bakufu geschwächt. Die Bewegung des Sonnō jōi (尊皇攘夷), die im Namen des Kaisers und aus Angst vor einer baldigen Kolonisierung Japans durch die westlichen Staaten, die Öffnungspolitik des Bakufu zu verhindern suchte, rebellierte nach Abschluß des Ansei-Vertrags offen gegen das Bakufu. Nach 1861 verstärkte sich die fremdenfeindliche Bewegung mit der Ermordung des britischen Kaufmanns Richardson 1862 durch Samurai des Regenten von Satsuma (薩摩藩) sowie der Beschießung westlicher Schiffe auf der Durchfahrt in der Meerenge von Shimonoseki im Juni 1863 durch die Samurai des Bakufu-feindlichen Fürsten von Chōshū (長州藩).
Im Juni 1862 war eine japanische Delegation unter der Leitung von Takeuchi Yasunori nach Berlin gereist, um sich ein Bild vom Vertragspartner Preußen zu machen.
Am 1.1.1863 war der erste preußische Vertreter, Max August Scipio v. Brandt, in Japan angekommen. Am 8.8.1863 traf auf der Gedeckten Korvette Gazelle der preußische Gesandte Guido v. Rehfues mit der Ratifikationsurkunde des preußisch-japanischen Vertrags ein, wenige Tage bevor die Briten aus Vergeltung für den Tod Richardsons Kagoshima beschossen. Im September 1864 vernichtete eine britisch-holländisch-französisch-amerikanische Flotte die Schiffe und Seefestungen des Fürstentums Chōshū in der Bucht von Shimonoseki, das kapitulierte und sich dem Bakufu unterwarf (siehe Bild der von Briten am 6. September 1863 eroberten Artilleriestellung).
Erst am 21.1.1864 und nach weiteren, von amerikanischer Seite stark behinderten Verhandlungen gelang der Austausch der Urkunden, wobei das Bakufu sich offiziell zur "Freundschaft Japans mit Deutschland" bekannte (vgl. Kerst 1961:25). Währenddessen hatten die Tokugawa-Gegner erkannt, daß sie militärtechnisch sowohl dem (durch französische Militärhilfe gestützten) Bakufu als auch den westlichen Mächten unterlegen waren. Sie änderten ihre Strategie und suchten nun die Kooperation insbesondere mit Großbritannien. 1868 bis 1869 konnten die aufgerüsteten Gegner der Tokugawa deren Truppen im Boshin-Krieg schlagen. Mit der Meiji-Restauration (王政復古, ōsei fukko) am 3.1.1868 begann eine neue Ära auch in den Beziehungen zum Ausland.
Das 1871 gegründete Deutsche Reich wurde dabei von der neuen japanischen Regierung in Tokyo (東京, östliche Hauptstadt) nach der Rückkehr der von Iwakura Tomomi geleiteten Gesandtschaft (岩倉使節団 Iwakura shisetsudan) ausersehen, im Bereich von Medizin und Heereswesen als Pate der Modernisierung zu dienen (vgl. Vianden 1984:94; Chapman 1984:212).
Noch vor der Iwakura-Mission waren durch die Vermittlung des preußischen Gesandten v. Brandt zwei Militärärzte, der Oberstabsarzt Leopold Müller und der Marinestabsarzt Theodor Hoffmann nach Japan entsandt worden, wo sie am 23.8.1871 eintrafen. Sie begründeten eine lange Reihe deutscher Ärzte von Erwin Bälz über Julius Scriba bis Robert Koch, die in Japan lehrten (vgl. Sagara 1961:26f, Meissner 1961:11).
Der preußische Major Klemens Wilhelm Jacob Meckel war von 1885 bis 1888 Militärberater an Japans Heereshochschule Rikugun Daigakkō (陸軍大学校) und prägte die japanische Offiziersausbildung vor dem Ersten Weltkrieg wesentlich. Zwei Drittel aller japanischen Offiziere, die ins Ausland geschickt wurden, wurden im Deutschen Reich ausgebildet (vgl. Hartmann 2007:93).
Auch auf dem Gebiet der Jurisprudenz kam es zu einer bedeutsamen kulturellen Transferleistung, die auf Aoki Shūzō (青木周蔵), der 1868 vom Fürsten von Chōshū nach Berlin zum Studium der Rechtswissenschaften entsandt worden war, und spätere Gesandte des Kaiserreichs Japan in Berlin (vgl. Schenck 1997:112, Anm.19), und Hermann Roesler, ab 1878 Rechtsberater des Markgrafen Inoue Kaoru (井上馨) im japanischen Außenministerium, zurückzuführen ist. Roesler entwarf 1881-1883 das Handelsgesetzbuch sowie die japanischen Bank- und Börsengesetze (vgl. Schenck 1997:104). Er beeinflußte, seit 1884 im Dienste des Fürsten Ito Hirobumi v. Chōshū (伊藤 博文), maßgeblich die Gestaltung der japanischen Meiji-Verfassung auf der Grundlage des deutschen monarchischen Staatsrechts (vgl. Siemes 1961:4f, 7-9; Schenck 1997:177, 180-186, 190ff). Andere Fachleute wie Hermann Techow, Albert Mosse, Karl Rudolf, Wilhelm Höhn, Georg Michaelis und Otto Rudorff schufen u.a. die Grundlagen des japanischen Verwaltungs- und Polizeirechts sowie der Zivilprozeßordnung (vgl. Siemes 1961, S.5).
Am 15.5.1868 war der Naturwissenschaftler und Ingenieur Gottfried Wagener nach Nagasaki gekommen. In Japan hat er erheblich zur Entwicklung der Ingenieurswissenschaft beigetragen. So kam er 1872 an die Kaiseijo (開成所), der späteren Kaiserlichen Universität (東京大学, Tōkyō Daigaku), wo er Chemie und Physik lehrte. 1878 wurde er technischer Lehrer an der Kunst- und Gewerbeschule in Kyoto, 1884 an der Kunst- und Gewerbeschule Tokio, der Tōkyō shokkō gakkō (東京職工学校), aus der die Tōkyō Kōgyō Daigaku (東京工業大学), die Technische Hochschule Tokyo hervorging (vgl. OAG 1897:361; Sagara 1961:27). Zu nennen ist hier auch Rudolf Lehmann, der 1869 nach Osaka kam, der ebenfalls als Lehrer in Kyoto und Tokyo tätig war und den Bau der ersten drei Küstendampfer Japans (darunter die Adler und Berlin) mit Stahlrumpf auf der Schiffswerft in Kawaguchi leitete (vgl. Hoffmann 2006:21). Neben seiner Lehrtätigkeit - u.a. schuf er 1872 das erste Deutsch-Japanische Wörterbuch - war Lehmann von 1882-1902 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens.
Auch der Handel nahm nach der Meiji-Restauration und der Öffnung aller japanischen Häfen seinen Aufschwung, an dem deutsche Firmen partizipierten. Eine Reihe deutscher Handelshäuser, Textor & Co., Schultze, Reis & Co., Gütschow & Co., A. Schnepel & Co. sowie Schmidt, Westphal & Co., deren Kunden vor 1868 Lokalfürsten und privilegierte japanische Händler gewesen waren, mußten zwischen 1868 und 1875 mit dem Wegfall dieser Geschäftsverbindungen liquidiert werden oder wurden wie L. Kniffler & Co. 1881 übernommen (vgl. Meissner 1961:9).
Im Gegenzug entstanden Handelshäuser, die mit der neuen Lage umzugehen wußten. 1869 wurde in Yokohama und später auch in Kobe das deutsche Handelshaus H. Ahrens & Co. gegründet, dem 1873 das Handelshaus Simon, Evers & Co. folgte (vgl. Eberstein 2000:23). Der 1870 nach Japan gelangte Jacob Winckler gründete ebenfalls in Yokohama 1883 seine eigene Firma, die 1885 zu Winckler & Co. umfirmierte, ein Unternehmen, was noch heute in Yokohama besteht (siehe links Bild der Firmenleitung um 1900 und unten der Belegschaft vor dem Firmensitz in Yokohama um 1900). Weitere Neugründungen waren: M. Raspe & Co. (1879 in Yokohama), Otto Reimers & Co. (1892 in Kobe), Reimers & Reiff (1895 in Kobe), Carl Rohde & Co. (1872 in Kobe), Runge & Thomas (1899 in Yokohama), Friedrich Retz & Co. (1874 in Yokohama), Schramm & Co. (1898 in Yokohama).
Bis zur Jahrhundertwende lag das Deutsche Reich hinter Großbritannien und den USA bei der Einfuhr von Anlagen und Maschinen nach Japan auf dem dritten Platz, was daran lag, daß Japan in der Meiji-Zeit in erster Linie britische und amerikanische Techniker zur Entwicklung der heimischen Schwer- und Metallverarbeitenden Industrie eingesetzt hatte, weil diese sich bei der Anschaffung von Gerät an dem ihnen bekannten heimischen Angebot orientierten (vgl. Pauer 1984:161-163). Erst in den 1890er Jahren kamen verstärkt deutsche Ingenieure im Bereich von Maschinenbau, Brauerei-, Elektro- und Drucktechnik nach Japan (vgl. Meissner 1961:11).
Die Ausweitung der deutschen Geschäftstätigkeit führte aber auch zu Gründungen geselliger Art wie die des Klubs Germania in Yokohama 1863 oder des Klubs Concordia in Kobe 1879. Am 22.3.1873 folgte in Tokyo die wissenschaftlichen und kulturellen Interessen dienende Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (O.A.G.), die bis zum heutigen Tage mit ihren Publikationen (Mitteilungen, Nachrichten, Notizen und Supplementbänden) wichtige Beiträge zur Ostasien-Forschung leistet und über eine große Fachbibliothek im Tokioter Stadtteil Akasaka verfügt.
Karl Florenz, der von 1889 bis 1914 an der Universität Tokyo lehrte und die Japanologie an der Universität Hamburg begründete, übersetzte und kommentierte als erster Deutscher das Kojiki (古事記) und das Nihongi (日本紀), die beiden ältesten schriftlichen Überlieferungen der Mythologie und Frühgeschichte Japans. Auch Musiker wie Franz Eckert oder August Juncker, die als Dirigenten in der Zeit von 1879 bis 1912 wirkten, hatten einen nachhaltigen Einfluß auf die Rezeption klassischer europäischer Musik in Japan. Eckert hat u.a. die aus einer alten japanischen Melodie stammende Vorlage für die japanische Nationalhymne für europäische Instrumente gesetzt (vgl. Meissner 1961:17).
Die diplomatischen Beziehungen zwischen der deutschen und japanischen Kaiserreich gestalteten sich bis zur Tripel-Intervention von Shimonoseki am 23.4.1895 freundlich (Bild: Deutsche Gesandtschaft 1883, ein Jahr vor der Zerstörung durch ein Erdbeben). An Japan war in dem Friedensvertrag von Shimonoseki, der den Chinesisch-Japanischen Krieg beendete, Formosa, die Pescadores-Inseln und die Halbinsel Liaodong abgetreten worden. Rußland und das Deutsche Reich befürchteten, die in Shimonoseki erzwungenen Gebietsabtretungen könnten die eigene Einflußsphäre und geplante territoriale Annexionen in China behindern. Deutschland hoffte zudem, die Kräfte Rußlands vom europäischen Schauplatz nach Fernost abzulenken. Frankreich befürchtete, da es seit 1892 sich vertraglich mit Rußland verbündet hatte, bei Nichtbeteiligung, die deutsche Politik im Hinblick auf Rußland zu verstärken. Am 4.5.1895 gab Japan - Großbritannien und die USA hatten sich für neutral erklärt - nach und räumte Liaodong. Zur Bestürzung Japans besetzte Deutschland 1897 Qīngdǎo, Großbritannien 1898 Wēihǎiwèi, im selben Jahr Frankreich Kouang-Tchéou-Wan (Guǎngzhōu wān) sowie Rußland die Liaodong-Halbinsel mit Port Arthur, das sie zu einer Festung ausbauten.
Dies erweckte in Japan die Gashin Shōtan Bewegung (臥薪嘗胆), die den Ausbau von Schwerindustrie und Streitkräften forcierte. In der Außenpolitik leitete dies eine Annäherung an Großbritannien ein, die zur Anglo-Japanische Allianz (日英同盟) führte. Eine erneute Einigung der Großmächte auf Kosten japanischer Interessen sollte für der Zukunft verhindert werden. Zugleich richtete sie sich gegen die russische Expansion in Fernost, ein Konfliktpotential, das in den Russisch-Japanischen Krieg mündete. Langfristig legte es den Grundstein für die Teilnahme Japans gegen das Deutsche Reich an der Seite Großbritanniens im Ersten Weltkrieg. [ar]
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