„Der Zen-Buddhist und Autor Gen’yû Sôkyû als Verfasser von Lebensbe- ratungsbüchern in Japan“
Lotusteich in der Hauptverwaltung von Seicho no Ie, Tôkyô
Der Lebenslauf von Guido Bürkner und dessen Abschlußarbeit „Der Zen-Buddhist und Autor Gen’yû Sôkyû als Verfasser von Lebensberatungsbüchern in Japan“ (verfilmt 2011, Video Tailer), die neben ihrem akademischen Wert als Ausdruck seiner Persönlichkeit gesehen werden kann, legen Zeugnis ab für die gewandelten religionsgeschichtlichen Gegebenheiten in Deutschland und in Japan im Zuge der Globalisierung unserer Zeitepoche.
Der Inhalt seiner hier veröffentlichten Schrift hat zunächst keinen direkten Bezug zu dem Konzept unseres deutsch- japanischen Erinnerungsportals. Die Verbindung ergibt sich aber dadurch, dass ein - einer deutsch-japanischen Familiengeneration entstammender - japanischer Deutscher ein Thema aus dem Bereich der traditionellen japanischen Religion des Zen-Buddhismus behandelt hat, das aber übergeordnet globale Bedeutung für moderne Gesellschaften überall auf der Welt, also auch in deutschsprachigen Regionen besitzt.
ビールクナ・キ 「玄侑 宗久について」
Rezension von Gen'yû Sôkyû: "Das Fest des Abraxas" im Literaturblog "Japanliteratur" 日本語
新宗教 (Shinshûkyô), 新興宗教 (Shinkô shûkyô)
島田裕己「日本の10大新宗教」
宗教法人 「生長の家」
Guido Bürkner hat an der Universität in Frankfurt am Main Japanologie und Religionswissenschaft studiert.
Da seine japanische Mutter Mitglied einer der "Neuen Religionen" Japans ist, wuchs er sozusagen im Umfeld der religiösen Gegenwart seiner japanischen Mutter auf.
Diese neuen Religionsgemeinschaften sind inhaltlich und organisatorisch nicht selten geprägt von den traditionellen japanischen Religionen Buddhismus und Shintoismus oder dem Konfuzianismus. Teilweise lassen sich ideologisch fundamentalistische oder auch nationalistische Züge ausmachen. Doch übernehmen viele "Neue Religionen" neben diesem religiösen Erbtum ihres Stammlandes Japan auch internationale Elemente anderer Religionen, so vor allem solche des Christentums.
Guido Bürkners deutscher Vater ist fest im protestantischen Glauben verwurzelt. Daher ist seine religiöse Denkweise und emotionale Erfahrungswelt auch von dem Christentum Deutschlands, bzw. des Abendlandes beeinflusst.
Die „neuen Religionen“ haben sich in Japan fest etabliert. In den letzten Jahrzehnten weiteten sie sich darüberhinaus in nichtjapanische Regionen, darunter nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz hin stetig aus. Das trifft auch auf die internationale Organisation von "Seicho no Ie" zu, der die oben erwähnte Mutter von Guido Bürkner und er selbst angehören.
Die Person von Guido Bürkner wurde also in einem eng ineinander verwobenen, deutsch-japanisch kulturellen und gesellschaftlichen Geflecht gebildet. Was ihn als Teil deutsch-japanischer Generationen von nur im deutschsprachigen Umfeld sozialisierten Japankennern in der Regel abhebt, ist seine Fähigkeit sich in beiden Kulturkreisen in höchst diffizielen gesellschaftlichen Milieus integrieren zu können und erfolgreich zu wirken:
Nach dem Studium absolvierte er im Hauptquartier der oben erwähnten Religionsgemeinschaft "Seicho no Ie" in Tôkyô ein 18monatiges Overseas-Trainee-Programm.
Dies war eine in deutschsprachiger Region höchst selten anzutreffende, japanisch-rigide Erziehung. Eine nur deutsches Gesellschaftsumfeld gewohnte Persönlichkeit - auch mit guten Japanwissen und Einfühlungsvermögen - hätte diese vermutlich physisch und psychisch kaum absolvieren können:
Jeden Tag über ein Jahr lang hinweg sehr frühes Aufstehen kurz vor 5 Uhr früh;
folgend je 30 Minuten morgendliche Meditation und Sutra-Rezitation, was bedeutete, 1 Stunde Sitzen im "Seiza" 正座 auf japanischen "Tatami"-Matten;
anschliessend 15 Minuten körperliche Ertüchtigung in Zen-buddhistisch einfacher, körperlicher Arbeit wie Fegen und Putzen;
am Tag ein voller Arbeitstag in der Verwaltung;
Unterwerfung unter einen exakt vorgegebenen Tages- und Arbeitsablauf mit täglichem, schriftlichen Festhalten aller Vorgänge für die Vorgesetzten auf Japanisch;
zumeist schlichtes, vegetarisches Essen; privates Wohnen im Heim der Religionsgemeinschaft auf räumlich minimaler Fläche in größter Einfachheit.
Heute arbeitet Guido Bürkner im Büro von "Seicho no Ie" in Frankfurt am Main. Neben den rein religiösen Inhalten, die in sich Shintô, Buddhismus und Christentum vereinen, wird im gesellschaftlichen Umfeld besonders der Umweltschutz inklusive Ablehnung der Atomenergie beachtet - eine in Japan für Religionsgemeinschaften eher seltene Ausrichtung.
[ab]