Geowissenschaften in Japan und Karin Labitzke-Behr, geb. Behr (19.7.1935-15.11.2015)
1935
Labitzke-Behr, Karin Dr. Prof. ラビツケ・カリン,博士 (*1935)
1873
Rein, Johannes Justus ライン・ヨハネス・ユストゥス (1873-1875)
1860
Abe, Masayoshi 阿部正義 (1860 - 1909)
1855
Gottsche, Carl Christian (1855-1909)
1854
Naumann, Heinrich Edmund ナウマン・ハインリッヒ・エドムント (1854-1927)
1844
Erwin Knipping (1844-1922)
1833
Richthofen, von Ferdinand リヒトホーフェン・フォン、フェルディナント (1833-1905)
1827
Brauns, David ブラヌス・ダウィド(1827 - 1893)
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Literatur zur Meteorologie von Deutschen in der Digitalen Bibliothek der OAG
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「大祖父は日本の化学者・独女性研究者・離日前に突き止める」
芝哲夫「明治の化学者の国際結婚・石川虎之助」
ベーア・エルンスト:
現在のザクセン。アンハルット州ケーテン出身の実業家で、横浜を経て神戸へ.1920年代二神戸のドイツ人クラブ、クラブ。コンコルデイアの会長を2度つとめた名士。
グラデイス・西川と結婚。明治初期に廣島藩からイギリス留学し、イギリス人ケテイー。ウインターと国際結婚をした西川虎之助の三女である。
虎之助はロンドンで応用科学を学んで帰国し、印刷局技師として活躍したのち民間に移り、日本の近代科学工業の確立に貢献した人物である。工学博士。
ベーア・アルフレツト
長男のアルフレツト。ベーアは、成長してドイツ海軍将校なり、三男のブイクトルは、神戸に帰って父を跡を継いだ。父母とブイクトルは、神戸で生涯を閉じ、神戸市立外国墓地二眠っている。
Eine deutsche Wissenschaftlerin: "Mein Urgroßvater war ein japanischer Chemiker"
Meteorologie 気象学, das ist die Lehre von der Physik und der Chemie der Atmosphäre, ist eine Teilwissenschaft der Geowissenschaft 地球科学. Dies ist kein Massenfach, umfasst eher einen kleineren Kreis ambitionierter Forscher.
Prof. Dr. Karin Labitzke, geb. Behr, emeritierte Hochschullehrerin an der FU Berlin, ist eine von ihnen gewesen.
Im April 2011 wurde ihr in Wien die „Vilhelm Bjerknes Medal“ der European Geosciences Union verliehen. Die Freien Universität Berlin veröffentlichte zu ihrer emeritierten Professorin, dass die „weltweit renommierte Wissenschaftlerin …damit für ihr Lebenswerk und für ihre herausragenden Verdienste in der Atmosphärenforschung geehrt“ worden sei.
Karin Labitzke, die seit 1953 Meteorologie und Physik an der Freien Universität Berlin studiert hatte, promovierte 1962 dort auch mit der Arbeit „Beiträge zur Synoptik der Hochstratosphäre“. 1970 hatte sie, die ehemalige Studentin, an ihrer Berliner Hochschule auch den Lehrstuhl für Meteorologie der Stratosphäre übernommen, den sie bis 2000 innehatte.
Der Erforschung der Stratosphäre und der Einfluß des elfjährigen Sonnenfleckenzyklus auf die Atmosphäre gehörten zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunktthemen. Mit leidenschaftlichem Einsatz führte sie auch nach ihrer Emeritierung ihre berufliche Forschung fort:
Die Überschrift "Unerwartetes!" in ihrem Buch "Die Stratosphäre" drückt ihre Freude an der Forschung und der Erschliessung neuer Erkenntniss aus: "In den vorangegangen Kapiteln habe ich verschiedene Phänomene beschrieben, die zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung völlig unerwartet waren und nicht Teil der gängigen Theorie. Deshalb wurden sie oft nicht akzeptiert...Es gibt in der Physik noch viele Beispiele für diese Haltung , Beobachtungen nicht zu akzeptieren, wenn man sie, bzw. weil man sie nicht versteht oder erwartet...Wenn es mir gelungen ist, klar zu machen, dass das Tor immer für unerwartete Beobachtungen offen sein muss, dann habe ich mein Ziel erreicht, denn es warten sicher noch viele Überraschungen, weil wir erst Teile des Gesamtsystem verstehen."
Meteorologen sind wie ihr Forschungsgegenstand übernational orientiert und international vernetzt. Auch Karin Labitzke war auf geowissenschaftlichen Seminaren und Vorträgen auf der ganzen Welt präsent, darunter auch in Japan.
Schon 1964 kam sie erstmals zu einer wissenschaftlichen Vortragsreise nach Japan. Andere Japanaufenthalte mit Vorträgen, Teilnahme an Kongressen und zu längerer Lehrtätigkeit folgten (1998, 2003).
In Japan genoß und geniesst die deutsche Meorologin wie überall auf der Welt hohe wissenschafltliche Anerkennung, die ihren Leistungen entstammt, nicht gemeinsamen wissenschaftsgeschichtlichen Traditionen zwischen Deutschland und Japan. Die japanische Meteorologie wurde nicht in dem Masse von deutschen Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts beeinflusst wie es in vielen anderen neuzeitlichen Wissenschaftsgebieten in der Meiji Zeit der Fall war. Dies mag auch daran liegen, dass es erste wissenschaftliche eigene japanische Ansätze zu einer Meteorologie schon vor der Modernisierung gegeben hatte.
Doch gibt es mit dem Geowissenschaftler Erwin Knipping (1844-1922) immerhin einen deutschen Mitvater der modernen japanischen Meteorologie. Anekdotisch berichtet Kurt Meissner zu ihm: "Er errichtete viele Stationen im Lande und organisierte so einen regelrechten Wetterdienst. Von seinen zahlreichen Freunden wurde er allerdings 'der falsche Prophet' genannt." ("Die Deutschen in Japan", S.49). Detailliert erschien zu Erwin Knipping 2014 das Lesebuch „Erwin Knipping: In Japanischen Diensten. Zwei Jahrzehnte eines preußischen Meteorologen in der ersten Hälfte der Meiji-Zeit (1868-1912).
Die Begegnung der deutschen Geowissenschaftlerin Prof. Labitzke mit Japan war nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht einprägsam. Sondern diese Begegnung führte Karin Labitzke überraschend auch ganz privat an die Wurzeln ihrer Familiengeschichte, deren Ahnenkette tief in die japanische Geschichte und Gesellschaft hineinreicht.
Zwei japanische Artikel, "Die internationale Heirat eines Chemikers der Meiji-Zeit - Toranosuke Ishikawa" sowie „Eine deutsche Wissenschaftlerin findet ihren Urgroßvater, einen japanischen Chemiker, kurz vor ihrer Rückreise" brachten eine Karin Labitzke bis dahin ihr persönlich unbekannte japanische Verwandte dazu, mit ihr in Kontakt zu treten. Die folgende Verbindung füllte die zweite, japanische Hauptseite ihres deutsch-japanischen Familienbuches mit ungeahntem Leben: Die gemeinsame Schnittstelle der Familie dieser Japanerin, Naoko Asakura, und der deutschen Verwandten von Karin Labitzke wurde in Wilhelm Julius Ernst Behr (15.8.1869 Köthen – 14.3.1934 Kôbe) gefunden. Dieser war Ende des 19. Jahrhunderts beruflich aus Köthen in dem damaligen Anhalt nach Kôbe gekommen. Er hatte in Japan die Anglo-Japanerin Gladys Mabel Aki Nishikawa geheiratet. Das Ehepaar Ernst und Gladys Behr blieb bis zum Tod in Kôbe.
Karin Labitzke und Naoko Asakura sind Nachfahrinnen dieser Familie Nishikawa.
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Der japanische Vater von Gladys Mabel Aki Behr, geb. Nishigawa und damit der Urgroßvater von Karin Labitzke, Dr. Toranosuke Nishigawa (22.2.1854 Hiroshima -23.1.1922 Tokyo), stammte aus einer Samurai-Familie. Diese siedelte seit Jahrhunderten in der Gegend um Hiroshima.
Die Familienmitglieder der Nishigawa waren an den jeweiligen Lehnsherren aus der Familie Asano 浅野 gebunden, die die Feudalherren von Hiroshima waren. Die Familie führt sich auf den in der japanischen Geschichte berühmten Kusunoki Masashige (Nanko-san) 楠木 正成 (1294-1336) zurück, dessen Standbild vor dem Kaiserpalast in Tôkyô steht und dem in Kôbe der Minatogawa-Schrein gewidmet ist.
Die Nishigawas gehörten über Masashige Kusunoki zum Oberclan der in der japanischen Geschichte berühmten Familie der Tachibana, hier zu dem Zweig des Tachibana Tōyasu. Dr. Toranosuke Nishigawa führte daher den Namen Tachibana no Masayasu. Zurückgehend auf ihn tragen alle männlichen Nachfahren auch in der auf Ernst Behr zurückgehenden deutschen Familie bis heute die Namen Masayasu oder auch Masashige und Masayuki, so auch der unten erwähnte Vater von Karin Labitzke, Alfred Ernst Masayoshi Behr.
Toranosuke Nishigawa ist zusammen mit seiner Frau und zweien seiner Töchter in einem großen Familiengrab in Tôkyô auf dem Friedhof Aoyama Bochi begraben.
Vater von Toranosuke Nishigawa war Risaburô Yasushi Nishigawa (3.6.1821- 10.11.1871). Dieser war einer von sechs Polizeipräsidenten in Edo, das nach 1868 in Tôkyô umbenannt worden war. Er kontrollierte vor und nach der Meiji-Restauration 1968 den 1.Bezirk Kayaba-cho des Gebietes, das im heutigen Tokyo in dem zentralen Distrikt Chuo-ku liegt. Danach soll er Leiter eines Gefängnisses geworden sein.
Risaburô Nishigawa war mit Asako Wago (15.6.1831 -5.12.1899) verheiratet, die neben obiger Grabstätte ihre letzte Ruhe fand. Der Ehe entsprangen acht Kinder, darunter als ältester Sohn der erwähnte Dr. Toranosuke Nishigawa und als älteste Tochter Umeko Nishigawa, die ihrerseits einen Yoshio Wago geheiratet hatte.
Letztere Yoshio Wago ist die Ururgrossmutter von der schon genannten Naoko Asakura, die nach vielen Generationen den Faden zu den heute lebenden deutschen Verwandten über Karin Labitzke, aufnahm.
Toranosuke Nishigawa war auf Anweisung des Clans 1869 mit 15 Jahren zum Studium nach London geschickt worden und studierte dort im Hauptfach Angewandte Chemie (ôyô kagaku).
In England hatte Toranosuke Nishigawa auch seine englische Frau, Katie Henriette Nellie Winter (28.9.1850 Warwickshire/England -10.1.1920 Tokyo), kennen gelernt, in deren Elternhaus er logiert hatte. Ihr Vater, Joseph Winter, war Eisenbahn-Ingenieur. Seine Frau war Caroline Townsend, Tochter des Besitzers einer Nadel Fabrik in Warwickshire .
Das Ehepaar Nishigawa – Winter hatte 1874 in Kensington geheiratet. Es wird vermutet, dass es sich um die erste „Internationale Heirat“ (kokusai kekkon) von einem der vielen in das Ausland nach der Meiji Restauration entsandten japanischen Studenten gehandelt haben könnte.
Im Jahr 1879 kehrte er nach Japan zurück. Hier arbeitete Toranosuke Nishigawa in verschiedenen Berufen, darunter als technischer Sachverständiger im Finanzministerium (Druckerei) und 1892 als Generaldirektor der Firma Osaka Yuô K.K. (Sulphur).
1901 wurde er an der Universität Tôkyô zum Dr. h.c. Doktor der Ingenieurwissenschaft (Kôgaku) promoviert. Diese Ehrung drückt aus, dass Nishigawa Toranosuke zu den Pionieren der modernen japanischen Chemie-Industrie gezählt wurde.
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Ernst und Gladys Behr, die Großeltern väterlicherseits von Karin Labitzke, hatten drei Söhne. Diese wuchsen in Kôbe auf bis sie zur weiteren Schulausbildung nach Dessau zu deutschen Verwandten in die deutsche Heimatregion des Vaters geschickt wurden. Hiervon berichtete eine Ausstellung im Kôbe City Museum im Jahr 2009.
Obwohl nur einer der drei Söhne nach der Ausbildung nach Japan zurückkehrte und bis zu seinem Tod dort lebte, die andern beiden Söhne aber für immer in Deutschland sesshaft wurden, blieb Japan, insbesondere das Kobe ihrer Kindheit, für immer ihr seelischer Fluchtpunkt in guten und schlechten Zeiten.
Der Vater von Karin Labitzke, geb.Behr, ist der älteste der drei Brüder, Alfred
Ernst Masayoshi Behr (1906- 1964). Er hatte 1934 Susanne Dorothea Hugk geheiratet.
Dieser diente nach der Schulausbildung in Deutschland bis 1945 als Marineoffizier. Zuletzt war er Kapitän zur See.