Nakamura Masanori 中村正䡄 (*1928)

中村 正䡄

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元首の謀叛


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中村 正䡄

直木賞歴代受賞者

honnecker: , , wir stoppen den angriff, herr bundeskanzler, wenn sie...

Über zwei Jahrzehnte ist es her, dass die Berliner Mauer fiel. Die deutsche Wiedervereinigung wurde möglich. Kaum etwas kann die Bedeutung dieses glücklichen nationalen Ereignisses besser dem Verständnis erschliessen, als sich aus der Sicht der heutigen politischen Lage Deutschlands an die Zeit seiner Teilung vor 1990 zu erinnern.

Dazu lohnt ein Blick zurück in den Bestsellerroman eines Japaners aus dem Jahr 1982 mit dem Titel "Operation Heimkehr". Dieser beschreibt vor dem Hintergrund der realen politischen Verhältnisse im Zeitalter des Kalten Krieges das latente gegenseitige Misstrauen von West- und Ostdeutschland, von Sowjetunion und den Vereinigten Staaten, die daraus gespeiste politische Instabiltät im Dauerzustand und die bedrückende Möglichkeit einer verheerenden militärischen Konfrontation der beiden deutschen Teilstaaten. Mit politisch und historisch analytischer Präzision und Einfühlungsvermögen arbeitet der Roman sogar grundlegende Gemeinsamkeiten der beiden verefeindeten deutschen Teilstaaten heraus, die sich ein Jahrzehnt nach Erscheinen des Buches dann tatsächlich in der Wiedervereinigung realisierten. Auch die sozioökonomischem Gründe des 10 Jahre später erfolgenden Zusammenbruches der sowjetischen Machtsphäre werden präzise und hellsichtig in die fiktive Handlung intergriert.


Verfasser  des Buches ist der Japaner Masanori Nakamura, der am 16. Februar 1929 in  der im damaligen japanischen Machtbereich liegenden Manchurei geboren wurde. An der Gakushuin Universität in Tôkyô hatte er Politikwissenschaft studiert.

Im Hauptberuf war Nakamura bei der Fluggesellschaft Japan Airlines beschäftigt. Als Abteilungsleiter arbeitete er in Hamburg und als Niederlassungsleiter in  Frankfurt am Main. Dieser berufliche Hintergrund verleiht seinem Roman hohe Authentizität. Er hatte sich mit dem deutschen Gastland intensiv beschäftigt. Das Ergebnis war der bemerkenswerte Roman "Operation Heimkehr" vor dem Zeithintergrund des damaligen deutsch-deutschen Verhältnisses.

Dieses Werk brachte ihm in seiner japanischen Heimat den Literaturpreis Naoki (1980) für Nachwuchsschriftsteller im Bereich Unterhaltungsliteratur ein und öffnete ihm mit der deutschen Übersetzung seines Buches (1982) Eingang in die Bestsellerlisten.

An diesen Erfolg anschließend verfasste er verschiedene andere Romane.

Dicke Fäden der Erinnerung an deutsche Geschichte sind in die spannende Handlung des preisgekrönten Romanes eingewoben: Das nationalsozialistische Vorkriegsdeutschland und sein Untergang in der Hölle der alliierten Bombenangriffe; die folgenden Säuberungen in der sozialistischen DDR; die friedliche Stimmung in der Bundesrepublik im Westen zur Zeit des Wirtschaftswunders; die in beiden Staaten untergründige Angst  vor einem bewaffneten Konflikt als Resultat der Frontstellung von Ostdeutschland und Westdeutschland.

Diese zeitgenössische Bühne wird Detail versessenen literarisch gezimmert. Exakte Datensetzung markanter Wegmarken deutscher Geschichte ebenso wie vor allem die in die kleinsten Einzelheiten gehende lokale Verortung der erzählten Geschehnisse wird mit Erleben auf individueller Ebene verwoben.

"Aber Hirschmeier kannte einen ruhigen Ort unmittelbar an der Elbe...von diesem Platz aus hatte man auf das gegenüberliegende Nordufer, genauer auf den dort liegenden Villenvorort Blankenese, einen großartigen Blick, und man konnte die Schiffe unterhalb der Silhouette des Süllberges vorüberziehen sehen...Die Arme hinter den Kopf verschränkt, blickte der Fünfzigjährige einem Dampfer nach, der langsam dem Meer entgegenstrebte."

In diesem friedvollen Umfeld überlässt sich der Ruhende seinen Erinnerungen an die schweren Luftangriffe auf Hamburg und seine alte Heimat Berlin-Schönweide, "als er über sich im Himmelsblau den Kondenzstreifen einer Maschine sah, die sich in nordöstlicher Richtung auf den Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel zu bewegte."

Unvermittelt jedoch schlägt diese friedliche Stimmungslage in Erinnerungen des tödliche Schrecken des Krieges in seiner Jugend um: "Das Stadtgebiet von Berlin war seit einem ersten Angriff am 31.August 1943 wiederholt von der englischen und amerikanischen Luftwaffe bombardiert worden. Und das schreckliche Grollen der Explosionen war bis nach Schöneweide gedrungen....An einem Junitag im Jahr 1944 waren Richard und Heinz Hirschmeier soeben aus der Schule nach Hause gekommen...Dann fielen einem Schwarm  exotischer Vögel gleich die feindlichen Bomber über der Stadt ein...Die beiden Jungen spürten den Schlag. Er liess die Dielen erzittern, auf denen sie standen. Durch den Luftdruck gingen im Haus ein paar Fenster zu Bruch - ein trockenes, hohles Krachen, das die Welt zu verschlucken schien. Gleichzeitig war der Höllenlärm der Detonation zu hören...Kaum war der Knall der verirrten Bombe verhallt gewesen, hatten die Brüder vor Angst zu schreien begonnen."


Diese Schrecken hatte die Familie gerade bei Kriegsende überlebt, "als eines Tages - es muss im Februar 1947 gewesen sein -das Bestürzende geschah: Auf dem Hof hielt ein amerikanischer Jeep, dem ein russischer Offizier und zwei russische Soldaten , das Gewehr im Anschlag, entstiegen. Sie kamen grußlos herein, und während die beiden Rotarmisten unter der Küchentür Aufstellung nahmen, verlas der Offizier - übrigens im fliessenden Deutsch - den Haftbefehl. Hirschmeier erinnerte sich genau dieses schicksalhaften Momentes. Vater zog die Strickjacke an, nahm den Wintermantel vom Hacken, legte seinen beiden Söhnen die Hand auf den Kopf und sagte: 'Habt keine Angst, ich bin bald zurück. Macht Mutti keinen Kummer.' Dann ging er in aufrechter Haltung, links und rechts von den beiden Soldaten flankiert,  die Steintreppe vor dem Haus hinunter...Er kam nie wieder zurück."


Der Verlust des Vaters reist die kleine Familie auseinander. Aus einer vorübergehend gedachten Entsendung des einen Jungen in den Westen Deutschlands zur Entlastung für die Mutter wird ein Dauerzustand:"Die Teilung Deutschlands hatte sich verfestigt und damit auch die Trennung der Familie Hirschmeier."


Diese packend realistische Erzählweise durchwirkt einen teilweise an die Bildfolgen japanischer Manga erinnernden, in knappe Einzelteile zerschnittenen Handlungsstrang durch deutsche Zeitgeschichte hindurch, den der japanische Schriftseller literarisch in Szene zu setzten weiss.

Der Kern der Erzählung entwickelt sich aus einem harmlosen Zwischenfall an der Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Dessen geheimdienstliche Aufarbeitung in beiden Teilen Deutschlands verrückt diesen jedoch in ein ost-westliches Ereigniss höchst prekärer Brisanz: "...Willis stockte der Atem bei diesem Gedanken, dann konnte dies nur ein einzigen vernünftigen Grund haben: Die DDR, sprich der Warschauer Pakt, bereitete eine Invasion in die Bundesrepublik Deutschland vor. Der Gedanke war so absurd, dass Willis ihn zunächst gleich wieder fallen liess."

Tatsächlich informiert der Staatsratsvorsitzende Honnecker seinen Sonderemissär: "In Wirklichkeit handelt es sich um einen Angriff des Warschauer Paktes aus dem Stand, um eine Überraschungsinvasion in die BRD. Dass wird unweigerlich einen Weltkrieg auslösen." Aber, so Honnecker in dem Roman: "Ein Krieg zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt liegt weder im Interesse unserer Republik noch im eigentlichen Interesse der Sowjetunion...Ein solcher Krieg würde alle sozialistischen Errungenschaften beseitigen, die wir seit der Oktoberrevolution von 1917, seit Lenin und Stalin in der Sowjetunion und in unserer Rebublik aufgebaut haben. Ein solcher Krieg würde aber insbesondere die Existenz Deutschlands auslöschen einschließlich des geschichtlich am weitesten forrtgeschrittenen Teiles."


Daher erhält der Emissär von Honnecker die Aufgabe, dem bundesrepublikanischen Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Nachricht des Staatsratsvorsitzenden zu überbringen, die eine solche deutsch-deutsche Tragödie verhindern soll.

Bemerkenswert lebendig werden von dem japanischen Autor die handelnden Akteure der Macht in den jeweiligen Institutionen in Ost- und Westdeutschland von damals und die Stimmung ihres gegenseitigen Verhältnisses in der Erinnerung der deutschen Leser wieder erweckt: "Der Vorsitzende Herbert Wehner stieß vorne, wo der Vorstand saß, giftige Wolkenb aus seiner Pfeife. Er wollte die Diskussion beenden. Es kam ohnedies nicht mehr heraus als eine Steigerung der Verwirrung...In diesem Moment betrat Bundeskanzler Helmut Schmidt den Saal, seine graue Mähne wie immer säuberlich gebündelt und gescheitelt. Obwohl er seit vielen Wochen einen Herzschrittmacher trug, sah man ihm den Stress der vergangenen vierundzwanzig Stunden kaum an. Er begrüßte am Vorstandstisch flüchtig den Parteivorsitzenden Willy Brandt, Wehner und einige andere führende Genossen.'"

Schliesslich erhält Bundeskanzler Schmidt in letzter Minute vor einem Angriff des Warschauer Paktes auf die Bundesrepublik das Schreiben Honneckers: Der Staatssekretär kommentierte die Absichten der DDR : "'Wirklich unglaublich. Die steigen aus dem Warschauer Pakt aus, wenn wir aus der NATO aussteigen?...' Der Kanzler nickte: 'Zumindest, wenn wir die Amerikaner bremsen. Und dann der Gesprächsvorschlag. Das könnte für Europa einen neuen Anfang bedeuten. Es wäre das Ende der Nachkriegsordnung.' ' Eine Revolution,' meinte Apel." Nach einiger Diskussion stellt Egon Bahr unter Hinweis auf den Code Namen des Angriffes zur versöhnlichen Haltung des Staatsratsvorsitzenden der DDR fest: " 'Operation Heimkehr...trifft genau den Nagel auf den Kopf, wenn es so läuft, wie Honecker will. Das bedeutet ein völlig neues Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Vielleicht die Wiedervereinigung.' "

Und tatsächlich steht am Romanende dieses politische Ergebnis in hellsichtiger Voraussicht des japanischen Autors Nakamura zu Greifen nahe durch die Wiedervereinigung der östlichen und westlichen Sektoren im geteilten Berlin: "Eine Stadt erwacht."


 

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