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Siehe ausführliches Lebensbild von Georg de Lalandes Ehefrau "Edith Tôgô", verwitwete de Lalande, geb. Giesecke










広瀬毅彦  「既視感・デシャブ・の街へ・ロイヤルアーキテクトゲオログ・デラランデ・新発見作品集」 Hirose, Takehiko: „Zu Stätten 'déjà vue'. Königlich preussischer Architekt Georg de Lalande. Sammlung neu entdeckter (Bau)werke “ edition winterwork: Borsdorf: 2012



広瀬毅彦 「風見鶏謎解きの旅」 神戸新聞総合出版センター、神戸市、2009年 (Hirose Takehiko: "Kazamidori Nazatoki no Tabi", Kobe Shinbun Sôgôshuppan Sentâ, Kobe, 2009/Takehiko Hirose: "Reise zur Auflösung des Rätsels um das Haus mit dem Wetterhahn", Kobe 2009)






Der deutsche Architekt des "Wetterhahnhauses" ("Kazamimori"): bekannt nur noch in Japan und Korea

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Georg de Lalande, akademisch hervorragend ausgebildet und intelligent, war ein in Ostasien viel beachteter junger Architekt, vor dem eine große Karriere lag. Bis heute ist er in Japan noch bekannt. In seinem deutschen Heimatland ist er dagegen vergessen.

Innerhalb der deutschen Gesellschaft in Japan und in Korea war de Lalande eine anerkannte Persönlichkeit. So wurde er in den Vorstand der OAG in Tôkyô (OAG-Jahresbericht 1912) gewählt. Er galt als kommunikativ geselliger und lebensfroher Kosmopolit. Aus einer wohlhabenden Familie des aufstrebenden Bürgertums in Deutschland stammend, veranstaltete er mit Vergnügen große Gesellschaften. Er war sportlich, besaß mehrere Pferde und lebte auf großem Fuß. Vernehmlich trank er recht viel Alkohol und verschwendete wenig Gedanken an die Zukunft.

In Kôbe hatte er seine junge deutsche Frau, Edith Giesecke, kennengelernt, die er am 5. Juli 1905 heiratete. Die Braut war 18 Jahre, der Bräutigam 33 Jahre alt.

Für die junge Frau brachte die Begegnung mit diesem flamboyanten, unbeschwert umgänglichen Mann in besten Mannesalter, zudem in einem Land und gesellschaftlichen Umfeld, das so weit entfernt von den bedrückenden Erinnerungen ihres eigenen Herkommens in Deutschland lag, wohl Erfüllung aller ihrer Jugendträume und Mädchen Hoffnungen.

Umgekehrt strahlte die liebenswert unschuldige Braut auf den erfahrenen und im gesellschaftlichen und beruflichen Leben erfolgreichen Ehemann Georg de Lalande eine subtil vielseitige Anziehungskraft aus. Sicher ist, dass seine Liebe zu seiner Braut für den Architekten wesentlicher Grund war, sich in Japan dauerhaft  niederzulassen.



Foto der jungen Edith de Lalande, geb. Giesecke, mit freundlicher Genehmigung von Edda Gottschaldt


Georg de Lalande war 1903 auf Einladung des deutschen Architekten in Japan, Richard Seel  リヒャルト・ゼール (1854-1922), nach Japan gekommen. Als Seel dann endgültig nach Deutschland zurückkehrte, nahm de Lalande dessen Angebot zur Übernahme von seinem Büro in Yokohama an.

Entsprechend siedelte sich das frisch verheiratete Ehepaar Edith und Georg de Lalande zunächst auch dort an. Später zogen beide nach Tôkyô. An beiden Wohnorten erbaute Georg de Lalande Häuser, in denen das Paar und ihre Kinder wohnten. Diese sind in der Liste der Bauwerke unten im Text aufgeführt.

Die Ehe zwischen Edith und Georg de Lalande war von romantischem Flair umweht. Hirose schreibt in seiner Biographie von Georg de Lalande (3), dass sich die Intensität der erotischen Beziehung dieses Paares bis hin auf das architektonische Wirken de Lalandes ausgewirkt habe: Edith habe während der Arbeit ihres Mannes Georg stets neben ihm gesessen und sei nicht von seiner Seite gewichen. Sie war seine Muse.



Edith de Lalande, verwitwete Tôgô, geb. Giesecke
(Japanische Fotoquelle, die bisher nicht identifiziert werden konnte)


Symbol für das enge Verhältnis der jungen Eheleute de Lalande ist nach Hirose (3) (4) das von de Lalande entworfene „Wetterhahnhaus“ „Kazamidori“ in Kôbe. Dessen „märchenhafter“ Baustil sei nur vor diesem erotisch-emotionalen Hintergrund der beiden Liebesleute zu verstehen. Heute ist dieses Haus - das einzige Bauwerk, das von Georg de Lalande in Japan überdauert hat - für japanische und internationale Besucher viel besuchtes exotisches Symbol für ein familiäres Leben der in Japan residierenden Ausländern jener Zeit geworden. Ja, dieses, sein  Bauwerk, ist geradezu zu einem „Branding“ geworden, das in Japan in Film, Schrifttum, Mode, Reklame u.a. lebt.





広瀬毅彦 [風見鶏 謎解きの旅 ]  神 戸新聞総合出版センター、神戸市、2009年 (Hirose Takehiko: "Kazamidori Nazatoki no Tabi", Kobe Shinbun Sôgôshuppan Sentâ, Kobe, 2009/Takehiko Hirose: "Reise zur Auflösung des Rätsels um das Haus mit dem Wetterhahn", Kobe 2009)

                                                            *****

Georg de Lalande stammte aus Hirschberg, heute Polen: Jelina Góra, damals  preußische Provinz Schlesien), wo er am 6.9.1872 geboren worden war (Hirose (3), S. 49).

Sein Vater war der Bauunternehmer und Maurermeister Eugen de Lalande, seine Mutter Ottilie de Lalande, geborene Thieme. Eugen de Lalande führte als „Baumeister“ ein gut florierendes Bauunternehmen. Im Adressbuch 1909 der Stadt Hirschberg ist der Baumeister (de) Lalande verzeichnet  unter der Anschrift: Schönaustrasse 12, eine Margarete (de) Lalande, die später auch die Todesanzeige von Eugen de Lalande (31.10.1914)  unterzeichnete,  unter: Schönaustrasse 5.

Georg de Lalande wuchs somit in wohlhabendem und gesellschaftlich aufstrebendem, deutschen Bürgertum auf.

Im Gegensatz zu seinem nicht akademisch gebildeten Vater wurde Georg de Lalande dann auf Grund seiner ausgezeichneten schulischen Leistungen an der Königlich Technischen Hochschule Charlottenburg (heute TU Berlin) zum Architekturstudium aufgenommen. 1894 hatte er dort sein Studium erfolgreich abgeschlossen (Hirose (3), S. 25).

Nach Arbeitsaufenthalten in Breslau und Glogau, wo er in den Bauverwaltungen arbeitete, sowie nach Tätigkeiten in Architektenbüros in Wien und Berlin arbeitete er von 1901 bis 1903 drei Jahre lang in Shanghai und in Tianjin  天津.

1903 wurde er, wie oben schon erwähnt, nach Japan durch seinen Kollegen. Richard Seel gerufen. Seel hatte im genannten Heimatort von de Lalande, Hirschberg in  Schlesien, im Auftrag von den bekanntesten deutschen Architekturberatern in Japan in der Meiji-Zeit, Hermann Ende und Wilhelm Böckmann, ein Schloß für eine polnische Adelsfamilie gebaut, das bis heute existiert und als Hotel umfunktioniert wurde. Von hier ist vermutlich auch ein direkter Anknüpfungspunkt der beiden Architekten Ende und Böckelmann an die dortige Familie de Lalande und deren Baugeschäfte gegeben.

Richard Seel hatte aber - unbeschadet von diesen persönlichen Beziehungen zur Familie de Lalande in Hirschberg  -  Georg de Lalande eher deswegen nach Japan gerufen und später zu seinem Nachfolger bestimmt, da dieser nicht nur eine hervorragende Architektenausbildung erhalten hatte, sondern auch durch seinen Vater und dessen Unternehmen detaillierte praktische Kenntnisse und Erfahrungen  in der Bauabwicklung erworben hatte.

Hirose schreibt in seiner Biographie Georg de Lalandes, dass er unter den zahlreichen ausländischen Architekten jener Zeit wohl der Einzige gewesen sei, der neben den architektonischen Entwürfen eines Gebäudes auch die Baudurchführung bewerkstelligen konnte (Hirose (3), S. 54).

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Georg de Lalande - ebenfalls im Gegensatz zu vielen anderen ausländischen Architekten im Japan dieser Zeit, die häufig aus Schwierigkeiten in ihrer Heimat Arbeit zu finden, in Japan und Ostasien ihr finanziell riskantes Berufsfeld suchen mussten (Hirose (3), S.58) - , dass de Lalande finanziell unabhängig war. Denn er konnte auch nach seiner Ausreise nach Ostasien weiterhin in seiner schlesischen Heimatregion Hirschberg durch das Bauunternehmen seines Vaters Eugen de Lalande als Architekt wirken und besaß derart als Sicherheit für seinen Ostasienaufenthalt eine starke finanzielle Heimatbasis.

Im Gegensatz zu seinen Bauwerken in Japan sind  in seiner Heimatstadt im heutigen Polen noch 40 seiner Bauwerke erhalten geblieben wie Hirose (3) herausgefunden hat. Der Baustil dieser Gebäude in Hirschberg findet sich in vielen seiner Bauwerke in Fernost wieder.

Entsprechend seines während des Japan-Aufenthaltes in der schlesischen Heimat fortgesetzten architektonischen Wirkens war Georg de Lalande durch die Königlich Preußische Baubehörde in Breslau kurz vor seinem unerwarteten Tod noch im Jahr 1913 zum „Königlich-Preußischen Baurat“ ernannt worden, eine ungewöhnliche Ehrung. Üblicherweise war mit diesem Titel die amtliche Bestallung zur Bauüberwachung in der jeweiligen lokalen Region erteilt. Im Fall von Georg de Lalande schloß diese Ehrung aber auch das amtlich gestattete Wirken als Architekt ein (Hirose (3), S. 23ff).

Die Bauwerke Georg de Lalandes waren vom deutschen Jugendstil geprägt.

Es sind in Japan und Ostasien u.a. folgende Gebäude gewesen:

Oriental Hotel Kôbe     オリエンタルホテル (神戸市中央区海岸通)
erstes westliche Hotel Japans, erbaut 1870, Renovierung durch de Lalande 1907, aber später abgegrissen (Photo Oriental Hotel in Kôbe nach der Renovierung durch Georg de Lalande). Heutiges Oriental Hotel Kôbe ist ein Neubau.


Residenz von Viktor Hermann ヴィクトル・ヘルマン邸 神戸市東灘区西岡本 in Kôbe
1907 erbaut von Georg de Lalande für den Technischen Leiter von Siemens in Japan, Viktor Hermann, 1969 abgerissen. Heute befindet sich dort eine Toplage von Kôbe unter dem Namen " ヘルマンハイツ Herman Heights" 「岡本」駅圏内の北西端の西岡本7丁目


Verwaltungsgebäude der Handelsfirma C.Illies&Co. KG 株式会社イリス

erbaut von de Lalande in Yokohama 1907; im großen Kanto-Erdbeben abgebrannt (Photo in der japanischen Internet-Sammlung der Gebäude de Lalandes (1) )


Residenz Schramm シュラム邸, 横浜・根岸
,
Anfang der 1900er Jahre durch Georg de Lalande in Negishi, Yokohama, erbaut (Photo 1); nach dem 2. Weltkrieg abgerissen.


Residenz der Familie des deutschen Kaufmanns Gottfried Thomas in Kôbe (Wetterhahnhaus   風見鶏の館, トーマス邸),
1904 durch Georg de Lalande in Kôbe erbaut; bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wohnte die Familie Thomas dort. In den Sommerferien in Deutschland 1914 wurde die Familie Thomas vom Krieg überrascht und kehrte einige Jahre nicht nach Japan zurück. Zwischenzeitlich ging das Haus unter ungeklärten Umständen in japanischen Besitz über ( Hirose: "Kazamidori Nazatoki no Tabi). Siehe auch Lebensbild "Heinrich Burgmayer".
Dieses Haus ist das Einzige von den von Georg de Lalande in Japan gebauten Gebäuden, das noch erhalten ist; heute Museum in Kôbe und "Wichtiges japanisches Kulturgut  
国の重要文化財.

(Zum Vergrößern bitte die Fotos anklicken)


Residenz Familie Edith und Georg de Lalande in Negishi, Yokohama  デ・ラランデ自邸, 横浜・根岸
erbaut durch Georg de Lalande 1905 (Photo), später unter dem Namen "Residenz Têrô" (?) テーローgeführt; heute abgerissen.


Residenz Edith und Georg de Lalande, Tôkyô,
bis vor einigen Jahren wurde der Entwurf des Hauses Georg de Lalande zugesprochen, nach neuesten Erkenntnissen von Hirose (3) aber entworfen von Kitao Jirô 北尾次郎 (1853-1907) und erbaut 1910 (Photo), 1999 abgerissen und jetzt wiederaufgebaut im Edo Tôkyô Freiluft Architektur Museum  江戸東京たてもの園 (Photo)
Dieses Haus bildete das Model für die Novelle von Yukio Mishimas Roman "Kyôkos Haus" 鏡子の家 und eine amerikanische Teilverfilmung des Romans.

(Zum Vergrößern bitte die Fotos anklicken)














Residenz "Im Boss" (?) in Tôkyô  イム・ボース邸東京,
erbaut 1912 (Photo in der Internet-Fotosammlung der von de Lalande erbauten Gebäude (1) )


Residenz Yokota in Tôkyô 廣田理太郎邸,東京麹町下二番町
erbaut 1913 (Photo in der Internet-Fotosammlung der von de Lalande erbauten Gebäude (1) ), abgerissen.


Die Residenz des japanischen Innen- und Premierministers Masatake Terauchi
in Tôkyô 寺内 正毅邸  (in Oiso?)


Deutsches Haus Yokohama (siehe Orte),
entworfen von Georg de Lalande und Jan Letzel


Osaka Filiale der Mitsui Bank  三井銀行大阪支店
,大阪,大正3年築
entworfen von Georg de Lalande 1914 (Photo in der Internet-Fotosammlung der von de Lalande erbauten Gebäude (1)); 1935 für Neubau abgerissen


Residenz Kawasaki in Tôkyô,
entworfen von Georg de Lalande 1915


Korea Hotel in Seoul,  朝鮮ホテル, 韓国ソウル

entworfen von Georg de Lalande, aber wegen seines Todes 1914 erst 1916 fertiggestellt (Photo
in der Internet-Fotosammlung der von de Lalande erbauten Gebäude (1)). Angeblich der erste Bau eines westlichen Hotels in Korea.


Residenz von Tetsuji Hasegawa in Tôkyô 早川鉄治邸, 東京,
vermutlich von de Lalande entworfen und nach seim Tod erbaut 1917.


Verwaltungsgebäude der Takada Handelsgesellschaft in Tôkyô 高田商会本社, 東京大手町 (Photo (1) und nach der Zerstörung im Großen Kanto-Erdbeben (Photo 2),
entworfen von Georg de Lalande 1914


Japanischer Regierungssitz in Korea (General Government Building)
,
von Georg de Lalande entworfen, aber erst nach seinem Tod in Seoul 1926 unter japanischen Architekten erbaut; nach dem 2.Weltkrieg u.a. Museum; 1995 abgerissen.
Dieses Regierungsgebäude in Seoul gilt als Symbol der japanischen Unterdrückung Koreas.


Russisches Konsulat in Hakodate
,
architektonischer Vorentwurf von Richard Seel und Georg de Lalande (Photo in der Internet-Fotosammlung der von de Lalande erbauten Gebäude (1) )


                                                         *****

Georg de Lalande hatte sich auf einer Geschäftsreise nach Seoul in Korea eine Infektion zugezogen und verstarb ganz plötzlich kurz nach seiner Rückkehr in Tôkyô am 5.August 1914 an Lungenentzündung. Seine Ehe mit Edith hatte nur neun Jahre gedauert.

Der Zeitpunkt seines Todes fiel zusammen mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, in dem sich die ehemalig so tief verbundenen Staaten Deutschland und Japan als Kriegsgegner gegenüber standen. Für die in Japan lebenden und wirkenden Deutschen wie das Ehepaar Georg und Edith de Lalande bedeutete dies eine tief greifende Zäsur in ihrem Leben.

Die Grabstelle von Georg de Lalande ist unbekannt geblieben. Es wird aber vermutet, dass seine Frau Edith seine Urne nach Deutschland mitnahm und im Grab seines Vaters im genannten Hirschberg in Schlesien (heute Polen: Jelina Góra, damals  preußische Provinz Schlesien), dem Heimatort ihres Mannes, zur letzten Ruhe legte.


Wie bereits oben gesagt, ist Georg de Lalande in Japan und Korea bis heute als angesehener deutscher Architekt im historischen Gedächtnis eingeschlossen, ist aber in Deutschland und Polen, hier in seiner ursprünglich deutschen Heimat Schlesien, unbekannt.

Ansätze dieser gespaltenen Einschätzung waren schon bei seinem Tod erkennbar: Denn im Gegensatz zur Todesanzeige seines Vaters Eugen de Lalande in Deutschland -  er war kurz nach seinem Sohn verstorben- , erschien zwar auch in Japan eine Todesanzeige von Georg de Lalande, aber nicht in seiner deutschen Heimat. Hirose vermutet in seiner Biographie Georg de Lalandes(3) wohl zu Recht, dass die Eltern in Deutschland es politisch nicht wagen konnten, zu dieser Zeit - Japan war ja im 1. Weltkrieg Kriegsgegner Deutschlands - öffentliche Trauer zu ihrem im japanischen „Feindesland“ lebenden und wirkenden Sohn zu bekunden.

Vielleicht ist auch von hier zu erklären, warum seine deutsche Ehefrau Edith de Lalande nach dem Tod ihres Mannes in dessen schlesischer Heimat, wohin sie sich zunächst mit ihren fünf verwaisten Kindern wandte, offensichtlich nicht mit offenen Armen empfangen wurde wie der Enkel Ediths aus der zweiten Ehe, Shigehiko Tôgô, berichtet (10).



Die vier Töchter von Edith und Georg de Lalande, von rechts: die älteste Ursula, Otti, Yuki, Heidi; der Sohn Guido fehlt auf dem Foto.
(Japanische Fotoquelle aus einer unvollständigen Loseblattsammlung, deren Herkunft bisher nicht identifiziert werden konnte)

Auch die unterschiedlichen, verwirrenden japanischen Katakana-Schreibweisen von den Namen von Georg de Lalande und seiner deutschen Ehefrau Edith haben dazu beigetragen, die historischen Spuren der Eheleute zu verwischen.

„Edith“ wird in Japan in Katakana エディータ geschrieben, woraus in Romaji zurückübersetzt „Editha“ wird. So unterschrieb sie selbst  in der Todesanzeige ihres ersten Mannes Georg de Lalande.

Andere Schreibweisen ihres Namens stammen wohl aus „Verniedlichungen“ des Vornamens zu „Edi“, dann in Katakana エディ , wie sie ebenfalls selbst unterschreibt in ihrem Vorwort der Autobiografie ihres zweiten Mannes Shigenori Tôgô (Tôgô(13) ), oder - vermutlich anglisiert - エ  ヂ wie ihr Name auf ihrem japanischen Grabstein eingemeiselt ist. Hierzu erweitert wiederum existiert auch der japanische Name von Edith als „Ediko“ エ ヂ子 (Hirose (3), S.15).

Auch der französisch klingende Name ihres ersten Mannes „Georg de Lalande“, dessen Familie wohl aus einer Hugenotten Familie nach Schlesien kam - obwohl es auch die Vermutung gibt, diese sei aus der Schweiz in Schlesien eingewandert -  trägt zum Vergessen der Namen der Beiden bei.

In Katakana taucht der Name „de Lalande“ als デ・ラランデ ,  デ・ラ・ランデ,  ド・ラロンデ auf.  Georg de Lalande selbst aber schrieb seinen Namen in Japan デラランデ. Ediths zweiter Mann, Shigenori Tôgô, schrieb deren Namen in seinem Schreiben an den japanischen Außenminister, mit dem er 1922 um Genehmigung seiner Heirat mit ihr ersuchte: エヂタ・ヅ・ラランド  „Ejita zu Lalando“ (Hirose (3), S.15) – eine kuriose Mischung aus ins Japanisch übersetztem Deutsch und Französisch.


                                                                     *****


Abseits von Japan lebt das architektonische Werk von Georg de Lalande in Europa nur im heute polnischen, bereits oben erwähnten Hirschberg fort. In dieser kleinen Stadt, wo die Kriegswirren des 1. und des 2. Weltkrieges wenig Schäden hinterlassen haben, sind viele solcher Bauwerke, die die Vorlagen seiner Bauten in Japan bildeten, noch heute zu besichtigen und lassen ein naturgetreues Bild seiner in Japan einmal bewunderten Bauten erahnen (Hirose, S.10).


In Japan ist der Name Georg de Lalande - angesichts seiner architektonischen Leistungen begrüßenswert - nach seinem Tod nicht ganz in Vergessenheit geraten. Vermutlich hatte der deutsche Architekt erfolgreich in Fernost, besonders in Japan, zur falschen historischen Zeit gewirkt und gelebt.



Literaturverzeichnis


(1) f.kaidofudo.exblog  Blog mit Fotografien der Gebäude Georg de Lalandes in Japan


(3) 広瀬毅彦  「既視感・デシャブ・の街へ・ロイヤルアーキテクトゲオログ・デラランデ・新発見作品集」 Hirose, Takehiko: „Zu Stätten 'déjà vue'. Königlich preussischer Architekt Georg de Lalande. Sammlung neu entdeckter (Bau)werke “ edition winterwork: Borsdorf: 2012


(4) 広瀬毅彦 [風見鶏 謎解きの旅 ]  神 戸新聞総合出版センター、神戸市、2009年 (Hirose Takehiko: "Kazamidori Nazatoki no Tabi", Kobe Shinbun Sôgôshuppan Sentâ, Kobe, 2009/Takehiko Hirose: "Reise zur Auflösung des Rätsels um das Haus mit dem Wetterhahn", Kobe 2009)


(5)  伊奈久喜「戦後日米交渉を担った男 外交官・東郷文彦の生涯」、中央公論新社、2011年 (Ina Hisayoshi: "Sengo Nichibeikôshô wo ninatta otoko, Gaikôkan, Tôgô Fumihiko no Shogai/Der Mann, der nach dem Krieg die japanisch-amerikanischen aussenpolitischen Beziehungen gestaltete. Der Diplomat: Der Lebenslauf von Fumihiko Tôgô), Chuokoron-Verlag 2011)
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(7) Meissner, Kurt: "60 Jahre in Japan. Lebenserinnerungen von Kurt und Hanni Meißner". Privatdruck, Tokyo 1961
Abruf- und lesbar in der kostenfreien Digitalen Bibliothek der OAG


(11) 東郷イセ子、「色無き花火・東郷茂徳の娘が語る昭和の記憶」、1991年 (Tôgô Iseko:„Ironaki  hanabi: Togo Shigenori no musume ga kataru 'Showa' no kioku/"Farbloses Feuerwerk. Erinnerungen an die Showa-Epoche der Tochter von Shigenori Tôgô", 1991)
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(13) Tôgô Shigenori: "Japan im Zweiten Weltkrieg. Erinnerungen des japanischen Außenministers 1942 bis 1945“. Athenäum-Verlag: Bonn,1958 (deutsche Übersetzung von Egon Heymann der englischen Ausgabe: Tôgô, Fumihiko und Blakeney, Ben.B.:„The Cause of Japan“, Simon & Schuster, New York, 1956)

3. Der Architekt Georg Karl Adolph Guido de Lalande   ゲオルグ・ド・ラランド (1872-1914)


Georg de Lalande stammte aus Hirschberg, heute Polen: Jelina Góra, damals  preußische Provinz Schlesien), wo er am 6.9.1872 geboren worden war (Hirose (3), S. 49). Sein Vater war der Bauunternehmer und Maurermeister Eugen de Lalande, seine Mutter Ottilie de Lalande, geborene Thieme. Eugen de Lalande führte als „Baumeister“ ein gut florierendes Bauunternehmen. Im Adressbuch 1909 der Stadt Hirschberg ist der Baumeister (de) Lalande verzeichnet  unter der Anschrift: Schönaustrasse 12, eine Margarete (de) Lalande, die später auch die Todesanzeige von Eugen de Lalande (31.10.1914)  unterzeichnete,  unter: Schönaustrasse 5.Georg de Lalande wuchs daher in wohlhabendem und gesellschaftlich aufstrebendem, deutschen Bürgertum auf. Im Gegensatz zu seinem nicht akademisch gebildeten Vater wurde Georg de Lalande dann auf Grund seiner ausgezeichneten schulischen Leistungen an der Königlich Technischen Hochschule Charlottenburg (heute TU Berlin) zum Architekturstudium aufgenommen. 1894 hatte er dort sein Studium erfolgreich abgeschlossen (Hirose (3), S. 25).Nach Arbeitsaufenthalten in Breslau, Glogau, wo er in den Bauverwaltungen arbeitete, und nach Tätigkeiten in Architektenbüros in Wien sowie Berlin arbeitete er 1901 bis 1903 drei Jahre lang in Shanghai und in Tianjin  天津.1903, also ein Jahr nachdem seine spätere Ehefrau Edith nach Japan gekommen war,  siedelte de Lalande auf Einladung des oben schon erwähnten deutschen Architekten Richard Seel  nach Japan über. Seels Architekturbüro in Yokohama übernahm Georg de Lalande  nach dessen Rückkehr nach Deutschland.Ein weiterer Kollege in de Lalandes Büro war der tschechische (damals österreichische), in der japanischen Architekturgeschichte bekannte Jan Letzel (1) und (2) . Richard Seel hatte im genannten Heimatort von de Lalande, Hirschberg in  Schlesien, im Auftrag von den bekanntesten deutschen Architekturberatern in Japan (Yatoi) in der Meiji-Zeit, Hermann Ende und Wilhelm Böckmann, ein Schloß für eine polnische Adelsfamilie gebaut, das bis heute existiert und als Hotel umfunktioniert wurde. Von hier ist vermutlich auch ein direkter Anknüpfungspunkt der beiden Architekten Ende und Böckelmann an die dortige Familie de Lalande  und deren Baugeschäfte gegeben. Richard Seel hatte aber - unbeschadet von diesen persönlichen Beziehungen zur Familie de Lalande in Hirschberg  -  Georg de Lalande eher deswegen nach Japan gerufen und später zu seinem Nachfolger bestimmt, da dieser nicht nur eine hervorragende Architektenausbildung erhalten hatte, sondern auch durch seinen Vater und dessen Unternehmen detaillierte praktische Kenntnisse und Erfahrungen  in der Bauabwicklung erworben hatte. Hirose schreibt in seinem Buch zu Georg de Lalande, dass de Lalande unter den zahlreichen ausländischen Architekten jener Zeit wohl der Einzige gewesen sei, der neben den architektonischen Entwürfen eines Gebäudes auch die Baudurchführung bewerkstellige konnte (Hirose (3), S. 54). In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Georg de Lalande - auch im Gegensatz zu vielen anderen ausländischen Architekten in Japan dieser Zeit, die häufig aus Schwierigkeiten in ihrer Heimat Arbeit zu finden, in Japan und Ostasien ihr finanziell riskantes Berufsfeld suchen mussten (Hirose (3), S.58) - , dass de Lalande finanziell unabhängig war. Denn er konnte auch nach seiner Ausreise nach Ostasien weiterhin in seiner schlesischen Heimatregion Hirschberg durch das Bauunternehmen seines Vaters Eugen de Lalande als Architekt fortwirken und hatte als Sicherheit für seinen Ostasienaufenthalt eine starke finanzielle Heimatbasis. Im Gegensatz zu seinen Bauwerken in Japan sind  in seiner Heimatstadt im heutigen Polen noch 40 seiner Bauwerke erhalten geblieben wie Hirose (3) herausgefunden hat. Der Baustil dieser Gebäude in Hirschberg findet sich in vielen seiner Bauwerke in Fernost wieder. Entsprechend seines während des Japan-Aufenthaltes in der schlesischen Heimat fortgesetzten architektonischen Wirkens war Georg de Lalande durch die Königlich Preußische Baubehörde in Breslau kurz vor seinem unerwarteten Tod noch im Jahr 1913 zum „Königlich-Preußischen Baurat“ ernannt worden, ein ungewöhnliche Ehrung. Üblicherweise war mit diesem Titel die amtliche Bestallung zur Bauüberwachung in der jeweiligen lokalen Region erteilt, das aber im Fall von Georg de Lalande auch das amtlich gestattete Wirken als Architekt einschloß (Hirose (3), S. 23ff). Die Bauwerke Georg de Lalandes waren vom deutschen Jugendstil geprägt.
Es sind in Japan und Ostasien u.a. folgende Gebäude gewesen:
(1) f.kaidofudo.exblog  Blog mit Fotografien der Gebäude Georg de Lalandes in Japan


(3) 広瀬毅彦  「既視感・デシャブ・の街へ・ロイヤルアーキテクトゲオログ・デラランデ・新発見作品集」 Hirose, Takehiko: „Zu Stätten 'déjà vue'. Königlich preussischer Architekt Georg de Lalande. Sammlung neu entdeckter (Bau)werke “ edition winterwork: Borsdorf: 2012


(4) 広瀬毅彦 [風見鶏 謎解きの旅 ]  神 戸新聞総合出版センター、神戸市、2009年 (Hirose Takehiko: "Kazamidori Nazatoki no Tabi", Kobe Shinbun Sôgôshuppan Sentâ, Kobe, 2009/Takehiko Hirose: "Reise zur Auflösung des Rätsels um das Haus mit dem Wetterhahn", Kobe 2009)


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