Kontakte nach China und Japan im 18. Jahrhundert
Wie schon im 17. Jahrhundert prägten Wissenschaft und religiöses Interesse die Beziehungen zwischen China und dem deutschsprachigen Raum, bevor in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts käufmännische Unternehmungen begannen hierzu beizutragen.
1739 gelangte der Jesuitenpater Florian Joseph Bahr aus Oberschlesien nach Peking. Im Auftrag von Kaiser Qianlong (乾隆帝) verfaßte er ein fünfsprachiges Wörterbuch. Er starb dort 1771. Wie schon andere Jesuiten vor ihm wurde der in Niederbayern geborene Jesuit und Mathematiker Ignaz Kögler (1716-46 in Peking) bis zu seinem Tode Leiter der kaiserlichen Sternwarte. Sein ebenfalls aus Niederbayern stammende Nachfolger an der Sternwarte Anton Gogeisl kam 1736 nach Peking. Er verstarb im selben Jahr wie Bahr.
Das früheste in Japan archivierte Zeugnis deutscher Sprache stammte übrigens auch aus dem Jahr 1771, nämlich von dem kaiserlichen Offizier und Abenteuerer slowakisch-ungarischer Abstammung Moritz August Graf v. Beniowsky (20.9.1746-23.5.1786). Seit 1769 in russischer Kriegsgefangenschaft in Kamtschatka, konnte er von dort 1771 fliehen und gelangte mit einer gekaperten Galeote am im Juli 1771 nach Japan, wo er sich als "Admiral seiner kaiserlichen und königlichen Majestät" mehrfach an den Schogun brieflich wandte (vgl. Berg 1823; Kreiner 1976:155; Takahashi 206:121).
Nachdem die Niederlande aus dem Reich 1648 ausgeschieden waren, war dies auch das vorläufige Ende deutscher Handelsbeziehungen zu Ostasien.
Erst im September 1731 legte nach anderthalbjähriger Handelsfahrt die preußische Handelsbark Apollon aus Kanton kommend im Hamburger Hafen an. Die um die monopolistische Stellung ihrer Handelskompanien im Asienhandel besorgten britischen und niederländischen Gesandten verlangten vom Hamburger Rat, Tee und Porzellan an Bord des Seglers zu beschlagnahmen, was dieser mit Verweis auf die "Freyheit des hiesigen zum Heiligen Römischen Reiche gehörigen Hafens, und seiner Schiffahrt und Handlung, solchen Gütern und Schiffen, sie kommen her wo sie wollen, einen freyen Zugang zu verstatten" ablehnte (zit. Eberstein 1998:15). Es ist der erste Beleg für eine eigenständige deutsche Handelsunternehmung in Ostasien nach Ausscheiden der Niederlande aus dem Reich 1648.
Am 4.8.1750 veranlaßte Friedrich II. die Gründung der Königlich-Preußisch-Asiatische Handlungs-Compagnie (KPAC) in Emden. Anfang 1752 segelte die Fregatte König von Preußen im Auftrag der KPAC nach Kanton und kehrte 1753 zurück. Ihr folgten im Oktober 1752 die Fregatte Burg von Emden und Ende 1753 das ehemalige Linienschiff Prinz von Preußen.Die Ostindienfahrten warfen genug Gewinn ab, um 1754 in Amsterdam ein viertes Schiff, die Prinz Ferdinant, zu kaufen.
Mit der Besetzung Emdens durch französische Truppen am 3.7.1757 während des Siebenjährigen Krieges verlor die KPAC zwei ihrer Schiffe, die im Hafen lagen. Die beiden anderen Schiffe wurden bis 1765 verkauft, die KPAC liquidiert (vgl. Feige 2000)
Wenige Jahre später, am 14.10.1772, gründete Friederich II. in Berlin die Königlich-Preußische Seehandlungs-Societät. Deren Schiffe segelten ab den 1790er Jahren jedoch nur vereinzelt nach Ostasien (vgl. Eberstein 2000:21). 1787 errichtete Preußen in Kanton das erste Konsulat eines deutschen Staates. Preußen ernannte die englischen Kaufleute Daniel Beale (1787) und Thomas Beale (1794, 1799–1808) zu Konsuln. Die Napoleonischen Kriege mit der Kontinentalsperre beendeten vorläufig die Ostindienfahrten. [ar]
Lit. Berg, H.v. (1823): Graf Benjowskis Flucht aus Kamtschatka nach Frankreich, in: Abhandlungen, Allgemeine Geographische und Statistische Ephemeriden Bd. XII, 3, hg. v. Geographischen Institut, Weimer 1823, S. 247-290; Eberstein, B. (1998): Kaufleute, Konsuln, Kapitäne: Frühe deutsche Wirtschaftsinteressen in China, in: Tsingtau. Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897-1914, hg. v. H.M.Hinz & C.Lind, Berlin:Deutsches Historisches Museum 1998; Eberstein, B. (2000): Der Ostasiatische Verein 1900-2000, Hamburg:Christians 2000; Feige, T. (2000): Die Schiffe der preußischen Handelskompanien, Berlin 2000, panorama-maritim.de/Kompanie.html; Kreiner, J. (1976): Japanforschung in Österreich, Betrachungen zu Fragen eines eigenen österreichischen Ansatzes in der Entwicklung der Japanologie, in: L'Anthropologie et l'état pluri-culturel, Le cas de l'Autriche, de 1780 à 1918 environ, hg. v. B.Rupp-Eisenreich & J.Stagl, Wien, Köln, Weimar:Böhlau, S.153-169; Takahashi, T. (2006): Japan und Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Wirkungen des deutschen Japan-Forschers Engelbert Kaempfer. Eine historische Skizze, S.208-227, in: Lüsebrink, H.-J. (Hg.): Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale Welt, Göttingen:Wallstein 2006; Bildquellen: Fregatte König von Preußen, de.wikipedia.org/wiki/König_von_Preußen_(Schiff)#/media/File:Koenig_v_preussen.jpg; Kaiserliches Observatorium in Peking, aufgenommen von