Entdeckungsfahrten und früher Seehandel

Der Aufstieg des Osmanischen Reichs ab dem 15. Jahrhundert ließ die Suche nach neuen Handelswegen, die Verbindung über die "Seidenstraße" ersetzen konnten, erstarken. Mit den portugiesischen Fahrten um das Kap der Guten Hoffnung ab 1497 nach Indien und Fernost, setzte eine neue Phase der Kontakte ein, die im deutschsprachigen Raum vor allem von den Reichsgebieten entlang der Nordsee (Flandern, Holland und Zeeland) getragen wurden. Zu nennen sind hier die Vorcompagnien, aber auch die oberdeutschen Handelshäuser wie z.B. die Imhoffs und Hirschvogels aus Nürnberg, die Welser oder Fugger aus Augsburg. Die Fugger finanzierten Fernando de Magallanes Expedition 1519 mit (vgl. Pigafetta 1968:44). Magellans Flotte segelte im Auftrag Kaiser Karl V. unter der Flagge des Heiligen Römischen Reichs (a.a.O., S.48). Sie erreichten am 8.11.1521 Tidore auf den Molukken.

Der Kanonier Hans aus der Reichsstadt Aachen war einer von 18 Überlebenden der Magellan-Expedition, als die Victoria am 6.9.1522 nach Sanlúcar zurückkehrte. Spätere Expeditionen zu den Molukken, wie die 1525 von den Fuggern und Ambrosius Dalfinger aus Ulm finanzierte Handelsfahrt, scheiterten (vgl. Kellenbenz & Walter 2001:13, 22, 41, 54). Die Staatsbankrotte Spaniens von 1557 und 1575 ruinierten die oberdeutschen Handelshäuser, wodurch sich diese bei der folgenden Handelsexpansion nach Fernost nicht beteiligen konnten (vgl. Ehrenberg 1922:171ff).

Anders erging es den niederfränkischen Vorcompagnien Amsterdams, Rotterdams, Middelburgs und anderer Städte Zeelands, Hollands (und Westfrieslands). Motive für die Seefahrten lagen in der Finanzierung des Aufstands gegen den spanischen Landesherrn sowie in der gleichzeitigen Schwächung des spanisch-portugiesischen Handelsmonopols (und der daraus folgenden Minderung spanischer Staatseinnahmen, die für die Unterdrückung des Aufstands benötigt wurden). Zumal Amsterdam als traditioneller Umschlagsplatz für die nördlichen Gewürzhandelsrouten von den Portugiesen und Spaniern infolge des Aufstands gemieden wurde. Sie hatten ihre Lieferungen nach Hamburg verlagert (vgl. Masselmann 1963:62f).

1595 brach die erste Handelsexpedition der Amsterdamer Compagnie van Verre nach Ostasien auf, ermächtigt durch einen Freibrief des Statthalters Moritz v. Nassau-Oranien, mit dem Ziel, das Gewürzmonopol Portugals (seit 1580 in Personalunion mit Spanien verbunden) auf den Molukken zu brechen. In mehreren "Schiffahrten" bis 1601 wurden erst die Molukken und später Japan und China von niederländischen Expeditionen erreicht. 1602 schlossen sich sechs Vorcompagnien zur Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) zusammen, die Handelsniederlassungen und Stützpunkte in Java, auf den Molukken, auf Formosa und in Japan errichtete. [ar]

 

Lit. Ehrenberg, R. (1922): Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Kreditwesen im 16. Jahrhundert, Bd. 1: Die Geldmächte des 16. Jahrhunderts, 3. Aufl., Jena:Fischer 1922; Kellenbenz, H. & Walter, R. (2001): Oberdeutsche Kaufleute aus Sevilla und Cadiz 1525-1560, Eine Edition von Notariatsakten aus den dortigen Archiven, Stuttgart:Steiner 2001; Masselman, G. (1963): The Cradle of Colonialism, New Haven & London:Yale Univ. Pr. 1963; Pigafetta, A. (1968): Die erste Reise um die Erde. Ein Augenzeugenbericht von der Weltumsegelung Magellans, hg. u. übersetzt v. R. Grün, Tübingen & Basel:Erdmann 1968

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