Juchheim, Karl Joseph Wilhelm ユーハイム・カール・ヨーゼフ・ウイルヘルム(1886-1945), Konditor, Unternehmer 菓子職人、実業家

Nahezu 100 Jahre Essen-Tradition Deutschland-Japan: Baumkuchen eines deutschen Konditors, der Kriegsgefangener in Japan war


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Der deutsche Konditor und Bäckermeister Karl Juchheim arbeitete seit 1908 in der deutschen Kolonie in China, Tsingtau, in einem Café der deutschen Firma Sietas Plambeck & Co.  Als Kriegsgefangener der Japaner kam er 1915 im Ersten Weltkrieg unfreiwillig nach Japan - zunächst in das Gefangenenlager Osaka, dann in das auf der Insel Ninoshima.

In der dortigen Quarantänestation hatte er zum ersten Mal in Japan einen Baumkuchen  gebacken. Dieser nimmt seitdem bis heute in der japanischen Esskultur einen festen Platz ein:

1919 wurden erstmals in einer Ausstellung von Kunstwerken und Produkten der deutschen Gefangenen in Hiroshima (an der Stelle des heutigen Atombombenopfer-Doms)  Baumkuchen zum Verkauf gestellt.

Die geschäftlichen Erfolge von Karl Juchheim selbst mit seinem Produkt 'Baumkuchen' nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft begannen zunächst im berühmten "Café Europe" 「カフェ・ユーロップ」 in Tôkyô, in dem er zusammen mit seinem Kriegskameraden Hermann Wolschke  arbeitete, und setzten sich dann in eigenen Restaurationsstätten fort. So berühmt wurden diese Aktivitäten, dass sie in die japanische Literatur Eingang fanden. Von Frank Käser, FU Berlin, haben wir hierzu folgende Hinweise zum Café Europe und Café Juchheim erhalten:

In den Memoiren der Ehefrau von Karl Juchheim, Elise Juchheim („…dennoch bleibe ich standhaft…“. Die Geschichte der Konditorei Juchheim´s, o.J. , o.O., S.4), steht: „Moichi Tanabe, ein bekannter Schriftsteller, der bald guter Kunde des Cafés wurde [gemeint ist das Café Europe], schrieb darüber in einem Essay […].“

Nach Miyata Nana („Neuanfang. Ehemalige deutsche Kriegsgefangene fassen in Japan Fuß. Der Zuckerbäcker Karl Juchheim,“ in: „Ferne Gefährten. 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen“, Regensburg: Schneller & Stein, S. 209-211) wurde die Konditorei Juchheim, zumindest was ihren Standort in Tôkyô anbetrifft, in „Tajō Busshin 多情仏心 “ von Satomi Ton 里見 (1888-1983) erwähnt und wurde von Andô Kôsei (1900-1970) in „Ginza saiken“ beschrieben.

Nach dem Großen Kantô-Erdbeben wurde ein Café Juchheim in Kobe neu eröffnet. Hier wird es bei Tanizaki Jun´ichirô (1886-1965)  in „Sasame yuki“ und in „Tabi no e“ von Hori Tatsuo (1904-1953) genannt.

Und schließlich wird das Café Juchheim auch in Nosaka Akiyuki: „Das Grab der Leuchtkäfer“ erwähnt (Akiyuki Nosaka: „Das Grab der Leuchtkäfer. Zwei Erzählungen“. Aus dem Japanischen und mit einer Nachbemerkung von Irmela Hijiya-Kirschnereit, Reinbek: Rowohlt, 1990, 1992, hier: S. 35 f.).

Die Restaurationsbetriebe von Karl Juchheim leben bis in unsere Tage in dem japanischen Unternehmen Juchheim Co.Ltd.  fort. Heute wird der Baumkuchen durch das japanische Unternehmen in aller Welt, auch in Deutschland, vertrieben.

Der Name des Konditors Juchheim steht zusammmen mit dem erwähnten Hermann Woltsche in einer Reihe traditionsreicher Namen deutscher Bäcker, Konditoren, Metzger, Restaurantbetreiber wie August Lohmeyer, Heinrich Freundlieb (1884-1955), Karl Büttinghaus (1892-1944), Carl Weidl-Raymon (1894-1987) und Helmut Ketel  sowie dem Pionier der westlichen Esskultur in Japan, der Schweizer Carl Jacob Hess "Charlie Hess" oder auch deutscher Restaurantnamen wie "Freundlieb", "Alte Liebe" oder "Rheingold". Heute gibt es in den internationalen Hotels in Japan etliche Deutsch sprechende Köche, vor allem wenn man solche aus der Schweiz und Österreich einbezieht, die aber eher dem internationalen Kontext als der deutschen Küche zuzurechnen sind.

Informationen & Quellen 参考文献

Wenig bekannt in Deutschland ist die von der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in Tôkyô in ihrer Zeitschrift "Brücke" (11/2008,S.5f) besprochene Ehefrau von Karl Juchheim, die wesentlich zu seinem Erfolg in Japan beitrug:

Karl Juchheim ist danach nach seinem fünfjährigen Aufenthalt in China für kurze Zeit nach Deutschland zurückgekehrt, um sich eine deutsche Ehefrau zu suchen. Über seinen Onkel habe er im Frühling 1914 die 22-jährige Elise Ahrendorf (1892- 1971) aus St .Andreasberg kennengelernt und sich kurz darauf mit ihr verlobt.

Noch während der Verlobungszeit habe es Karl Juchheim wieder nach Ostasien gezogen. Elise sei ihm gefolgt. Das junge Paar habe im Sommer 1914 in Tsingtau geheiratet. Als kurz darauf der 1.Weltkrieg ausbrach und Tsingtau von Japan besetzt worden sei, sei auch Karl Juchheim als Kriegsgefangener nach Japan deportiert worden, während die junge Ehefrau Elise allein mit ihrem Sohn Karl-Franz im von Japan besetzten Tsingtau zurückgeblieben sei.

Nachdem die kleine Familie Juchheim nach Kriegsende in Japan wieder vereint gewesen sei, eröffnete das Ehepaar 1922 einen eigenen Konditorladen in Yokohama.

Bei dem großen Erdbeben 1923 sei das Geschäft komplett zerstört worden. Das Ehepaar Juchheim sei nun nach Kôbe verzogen und und habe dort ein neues Ladengeschäft eröffnet. Mit Karls Motto „sauber und freundlich“ und Elises Motto „Mutters Hausmannskost, der natürliche Geschmack“ sei dieses schnell sehr erfolgreich geworden.

Ihren 1945 verstorbenen Ehemann Karl hatte seine Frau Elise bis 1971 überlebt. Beide sind heute auf dem Friedhof in Ashiya 芦屋霊園 beerdigt. Die deutsche Dichterin Rose Lesser, die in Japan lebte, hat für ihre Freundin Elise ein Gedicht vefasst:

Begegnung mit Frau Juchheim
- Zu ihrem Hinscheiden am 2.Mai 1971 -

In Dahlem war es, in Berlin,
Da zuerst gefall’n der Name:
„Wenn in Kôbe, geh’n sie hin;
bringen schönen Gruß der Dame!“

Als darum per Schiff ich angekommen,
In Kôbe nun das Land betrat,
Hatte ich’s mir vorgenommen
schnell auszuführen diese Tat.

„Sannomiya?“, ich jemand befragte.
Und der nickte, „Das ist hier.“
„Juchheim!“ Ich dann weiter sagte.
Und sogleich wies man es mir.

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Rückkehr des deutschen Baumkuchens von Japan nach Deutschland:

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