Natori Yônosuke 名取洋之助 (1910-1962), Fotograf 写真家

Informationen & Quellen 参考文献



Siehe auch zur Familiengeschichte Natori das Lebensbild der Urenkelin von Wasaku Natori Miho Natori  sowie seines Sohnes, des Fotografen Yônosuke Natori


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Yônosuke Natori: "Großes Japan", Karl Specht: Berlin, 1937

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Japanischer Fotograf zwischen Deutschland nd Japan

Yônosuke Natori  名取洋之助 (1910-1962) war der dritte Sohn des bekannten Unternehmers und Politikers Wasaku Natori. Er ist der Großvater von Miho Natori.

Nachdem Yônosuke Natori an derselben Keiô Universität, die die erfolgreiche Wirtschaftskarriere seines Vaters begründet hatte, sein Studium wegen mangelnder Leistungen hatte abbrechen müssen, ging er zur weiteren Ausbildung nach Deutschland. Dort studierte er bei dem bekannten Designer und Graphiker Sigmund von Weech (188? - 1982) an der Kunstgewerbe - Hochschule in München. Dieser brachte Yônosuke  mit den Ideen des Bauhaus in Berührung.

Vor diesem Hintergrund wandte er sich beruflich dem Fotojournalismus zu.

1931 wurde er in Deutschland beim Ullstein Verlag als Fotograf eingestellt. In dieser Funktion entsandte ihn der Verlag als Sonderkorrespondent zurück in sein Heimatland nach Japan. Mit der faschistischen Machtübernahme durch Adolf Hitler in Deutschland 1933 verlor er jedoch diesen Posten wieder.

In der Folge gründete Yônosuke Natori zusammen mit dem Fotografen Kimura Ihei 木村 伊兵衛 (1901-1974), dem Filmschaffenden Okada Sozo 岡田桑三 (1903-1983) - auch dieser hatte in Deutschland studiert - und anderen Intellektuellen und Designern die Kunstgruppe "Nihon Kôbô     日本工房". Diese sollte über zehn Jahre hinweg in Japan bei der Einführung der modernen Fotografie, vor allem im Bereich der Reportagen, aber bis hin zur Verwendung von Fotos im Design, eine wichtige Pionierfunktion erfüllen.

Yônosuke Natori trug durch Einführung von Methoden, die er in Deutschland erlernt hatte, hierzu wesentlich bei.

Darüber hinaus hatte er in Japan zahlreiche Zeitschriften gegründet. Eine dieser Zeitschriften war die im Sinne von Okakura Tenshin gegründete Zeitschrift "NIPPON" 日本. Sie erhob den Anspruch, japanisches Schaufenster hin zur Aussenwelt zu sein. In der japanischen Geschichte der Fotografie hat sie ihren festen Platz erhalten.

Als Fotograf schaffte es Yônosuke Natori derart, aus dem übermächtigen Schatten  seines oben erwähnten, berühmten Vaters, Wasaku Natori, heraus zu treten. Geholfen hatte ihm jedoch dabei ohne Zweifel auch der Weg nach Deutschland, den sein Vater - Gründer u.a. der Siemens Präsenz in Japan - aufgewiesen hatte. Zudem hätte er ohne den finanziellen Hintergrund seiner wohlhabenden Eltern seine für die japanische Fotografie so wertvollen Beiträge durch Gründung und Unterstützung zahlreicher Zeitschriften nicht leisten können. Künstlerisch waren diese von großem Wert, geschäftlich jedoch Misserfolge.

Yônosuke Natori hatte in erster Ehe die neun Jahre ältere, deutsche Designerin Erna Mecklenburg (1901-1979) in München geheiratet. Sie hatte ihn in die professionelle Szene der deutschen Fotografie eingeführt. Später war sie ihrem Ehemann nach Japan gefolgt und hatte ihn bei seinen obigen Projekten unterstützt.

In Japan verstrickte sich Yônosuke Natori dann jedoch in eine Liaison mit einer japanischen Geliebten, Tama Miyajima 王久 (1919-?). Sie war die älteste Tochter des anarchistischen Schriftstellers Sukeo Miyajima 宮嶋資夫 (1886-1951). Dessen Werke werden in Japan der proletarischen Literatur プロレタリア文学 zugerechnet.

Als Yônosuke mit Tama ein Kind erwartete, ließ sich seine deutsche Ehefrau Erna Mecklenburg von ihm scheiden. Dieser heiratete anschließend Tama. Erna Mecklenburg blieb nach der Scheidung in Japan und gründete eine deutsche Buchhandlung.

Das Ehepaar Yônosuke und Tama Natori lebte zunächst in China. Da beide als Japaner gegen Kriegsende in ein chinesisches Internierungslager gesteckt wurden, wurde das Kind, die Tochter Miwa Natori 名取 美和, am 26.01.1946 dort geboren. Miwa ist die Mutter von Miho Natori. Deren Bruder Shinkichi Natori 名取真吉 wurde dann 1947 geboren.

Nach ihrer Rückkehr nach Tôkyô lebte die dreiköpfige Familie Yônosuke, Tama und Miwa Natori zunächst einige Jahre in Tôkyô und verzog dann in die alte Hafenstadt Kôzu, die heute in die Stadt Odawara eingemeindet ist. Dort hatte der oben erwähnte Vater von Yônosuke, Wasaku Natori, ein Sommerhaus errichtet. Nach der Trennung von seiner Frau Fukuko hatte dieser sich dorthin zurückgezogen.

Wegen einer weiteren Liebesaffäre von Yônosuke mit einer 17 Jahre jüngeren Japanerin zerfiel auch die Ehe mit seiner zweiten Frau Tama. Daher wuchsen die Kinder Miwa und Shinkichi ohne den Vater bei der Mutter Tama auf.

Für die Familie Natori blieb in diesen turbulenten Verhältnissen der alte Patriarch Wasaku Natori die große Bezugsperson. Bei ihm versammelten sich zu Neujahr alle Familienmitglieder, um an einer deutschen Tafel gemeinsam zu essen. Nicht nur waren die Tischdekoration, die Bestecke und das Geschirr deutsch, auch das Essen wurde von dem deutschen Restaurant Ketel geliefert, zubereitet von dem gleichnamigen Chefkoch Helmut Ketel.

Erst nachdem die Geliebte des Vaters Yônosuke bei einem Schiffsunglück umgekommen war, kehrte der Vater wieder in seine Familie zurück und hob die Scheidung mit seiner zweiten Frau Tama auf.

Besonders widmete er sich nun in der Familie in der Folge seiner Tochter Miwa.

Von exemplarischer Bedeutung für den väterlichen Einfluß mag erwähnt sein, dass Vater Yônosuke seiner Tochter ihre Kusine Tomiko Asabuki 朝吹 登水子 (1917-2005) vorstellte. Diese lebte seit Jahren in Paris und war eine bekannte Schriftstellerin und Übersetzerin französischer Literatur ins Japanische.

Unruhe in den familiären und beruflichen Gegebenheiten waren so feste Konstanten in der Familie Natori und pflanzte sich in dem Leben der nachfolgenden Generationen fort. Beredende Auskunft erteilt hierzu die im Japanischen erschienene Biographie der Tochter Yônosukes, Miwa Natori, von Mieko Saho.

Siehe zu Yônosuke Natori in der Familiengeschichte des Lebensbildes seiner Urenkelin Miho Natori
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